wurde er mein Freund und ist es, nachdem er später in meine Dienste
übergetreten war, durch allen Wandel der Zeiten hindurch unver-
ändert geblieben.
Ganz ausgezeichnet sprach Chelius italienisch, und so war er
mir auf meinen italienischen Reisen von unschätzbarem Wert im Ver-
kehr mit den Herren und Damen der Gesellschaft wie mit den italie-
nischen Behörden, den er mit feinem Taktgefühl zu vermitteln ver-
stand. Auch hatte er ein großes Talent zum Vorlesen, und es gewährte
meiner Frau, mir und den RNeisegefährten, die mit uns an Bord
meiner Bacht „Hohenzollern“ an Italiens und Siziliens Küsten ent-
lang fuhren, einen hohen Genuß, wenn er uns die herrlichen „Wander-
fahre in Italien“ von Gregorovius vorlas. Eine große Freude konnte
ich dem begeisterten Liebhaber Italiens und gläubigen Katholiken be-
reiten, als ich ihn dem Generaladjutanten v. Los für dessen Reise an
den Batikan attachierte und als ich ihn später zum Militärattaché
in Rom ernannte, dort erfreute er sich allgemeiner Beliebtheit und hat
sich eine vorkreffliche Stellung zu schaffen gewußt.
Seine Frau war eine Tochter des Ministers v. Buttkamer. Sie
ist 1923 fm Königssee verunglückt. Drei Wochen später ist er ihr
im Tode gefolgkt. Sein Hinscheiden riß eine tiefe Lücke in den Kreis
meiner Getreuen, die nie wieder ausgefüllt werden kann.
Unter den Offizieren, die in dem von meiner Mutter während
des Krieges von 1870 in ihrem Berliner Palais eingerichteten
Lazarett lagen, befand sich auch der Premierleutnant v. Kessel vom
Ersten Garderegiment zu Fuß, er hatte bei St. Privat einen Schuß
in den Arm erhalten. Ich brachte ihm damals oft im Auftrag meiner
Mutter Bücher zum Lesen oder übermittelte ihm Bestellungen. Sein
freundliches, humorvolles Wesen gewann ihm schon damals unser
aller Herzen. Als in späterer Zeit ihn mein Bater zu seinem persön-
lichen Adjutanten wählte, erwarb er sich in so hohem Maße das
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