liche Sauberkeit. Uber dem Kopfende eines seden Bettes waren
auf einem Regal mehrere Röcke, sorgfältig zusammengefaltet, nieder-
gelegt. Auf meine Frage, wieviel Garnituren für jeden Mann vor-
handen seien, erhielt ich zunächst keine Auskunft, da es das Wort
„Garnitur“ im englischen Militäridiom nicht gibt. Schließlich bekam
ich heraus, daß jeder Mann alle zwei Jahre einen neuen Nock be-
kam, der ihm persönlich angemessen wurde. Die ausrangierten Röcke
wurden Eigentum der Leute, die sie außer Dienst weitertrugen oder
auch verkaufen konnten. Kammern mit Garnituren und Reserve-
stücken wie bei uns gab es damals nicht. Das rote Tuch der Uniform
war von ausgezeichneter Qualität und der Sitg seden Rocks, da ge-
nau nach Maß gearbeitet, wie angegossen, wozu der schlanke, fast
hüftenlose Körperbau der Briten das Seine beitrug. Ich bin der
Metinung, daß die englische Vorkriegsarmee in ihren schönen Friedens-
uniformen die bestgekleidete der Welt war.
Ich wurde auch eingeladen, die Kaserne, die von einem Teil der
Girst Lifeguards belegt war, zu besuchen und Neitabteklungen der-
selben zu besichtigen. Die ausgesucht schönen und großen Leute boten
auf ihren Rappen ein treffliches reiterliches Bild. Die gesamte Reit-
dressur des Regiments lag in der Hand eines sogenannten „Riding-
masters“, die Leutnants hatten mit der Dressur nichts zu tun. Die
Ridingmasters waren besonders zur Pferdedressur veranlagte, aus den
unteren Chargen hervorgegangene Leute, die es nicht selten bis zum
Kapitän (Rittmetster) brachten, ohne aus dem betreffenden Regit-
ment selbst stammen zu müssen. Der von mir bei den First Life-
guards gesehene Ridingmaster war ein schon angegrauter Herr und
trug Ulanenuniform. Den Schluß der Besichtigung bildete elne von
den Mannschaften im Paradeanzug mit angefaßter indischer Bambus-
lanze gerittene Quadrille nach der Mustk, „musical ride“ genannt,
die ohne Kommando fehlerlos ausgeführt wurde. Ubrigens hatte
schon damals das Polospiel derart überhand genommen, daß mir ein
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