Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Schwadronschef seufzend erklärte, es sei sehr schwer, die jungen Herren 
dazu anzuhalten, eine erhebliche Summe an ein tüchtiges Chargen— 
pferd für den Frontgebrauch zu wenden, da sie fast alles Geld in 
ihre Polo-Ponys steckten, von denen die meisten ungefähr ein halbes 
Dutzend hätten. 
Sehr oft bin ich sowohl bei der Königin wie auch anderswo 
dem Better meiner Großmutter, Herzog Georg von Cambridge, be- 
gegnet, der mich ebenfalls immer ganz verwandtschaftlich behandelt 
hat. Ich blickte mit Ehrfurcht zu der imposanten Gestalt des Herzogs 
empor, der schon im Krimkrieg mitgekämpft hatte und setzt Ober- 
kommandierender des englischen Heeres war. Er hegte eine warme 
Verehrung für meinen Großvater, der seinerseits ihm in treuer 
Freundschaft zugetan war und seine militärischen Anlagen sehr hoch 
einschätzte. Der Herzog war von Natur außerordentlich heftig, und 
wenn ihm die Galle überlief, bediente er sich stets sehr starker Aus- 
drücke, meinte es aber weder so, noch wußte er die Tragweite seiner 
Worte zu erkennen. Zahllos waren die Anekdoten, die darüber in 
der Armee im Umlauf waren, hier eine zur Brobe. Bei einem 
Manöver in Aldershot war dem Herzog das laute Schimpfen der 
Offiziere aufgefallen. Um dieses Betragen zu rügen, versammelte 
er am Schluß der Ubung die Offiziere um sich und fuhr sie zorn- 
sprühend an: „I beard a lot of swearing going on. I wont have 
this d-ed swearing anymore. Who, the devil, gentlemen, ever 
heard me swear!?)“ 
# * *. 
Im Mai 1887 erhielt ich von meinem Großpvater den Befehl, 
ihn bei dem 90 ährigen Krönungsfubiläum der Königin Wictoria 
  
*) „Ich habe fürchterlich viel fluchen gehört. Ich will dies verdammte Eluchen 
nicht mehr haben! Wer zum Teufel, meine Herren, hat mich schon einmal fluchen 
gehört?“ 
17 Aus meinem Leben 257
	        
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