Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

später voneinander Abschied nahmen, schüttelte mir der brave Lotse 
kräftig die Hand und sagte voller Herzlichkeit: „I am proud to have 
piloted the eldest grandson of my beloved Queen to Gravesend 
to take part in the Jubily festivities of his grandmother *).“ 
Die Fahrt die Themse hinauf war bei dem starken Schiffsverkehr 
höchst abwechslungsreich und fesselnd. Wir ankerten bei Gravesend, 
während die von Kapitän Tirpitz entlassene Torpedobootsdivision schon 
vorher nach Sheerneß gelaufen war und dort kameradschaftliche Auf— 
nahme durch die englischen Marinebehörden, insbesondere den Stations- 
chef, gefunden hatte. Später erzählte mir mein Bruder, daß auch 
das Erstaunen der Seeoffiziere in Sheerneß über die Leistung der 
Torpedobootsdivision groß gewesen sei. Nach einigen Stunden 
Wartens in Gravesend schiffte ich mich aus, um in Begleitung von 
Sir Howard Elphinstone als Ehrendienst im Extrazug nach London 
zu fahren. In Spencer House, das uns während der Festlichkeiten als 
Wohnung zur Verfügung gestellt worden war, traf ich mit meiner 
Frau zusammen, die mit unserem ältesten Sohne über Blissingen 
gereist war. Der kleine Brinz Wilhelm war der einzige Urenkel der 
Königin, der bei ihrem Jubiläum anwesend war. 
* 
Der englische Hof hatte fast drei Jahrzehnte lang infolge der seit 
dem Tode des Prince-Consort von der Königin geübten völligen 
Zurückgezogenheit keine Feste mehr veranstaltet. Die Beamten waren 
daher für die vielseitigen Aufgaben des Regierungsjubiläums nicht 
recht vorgeschult, und Mißverständnisse und kleine Reibungen, die durch 
unvorhergesehene Anderungen hervorgerufen wurden, unvermedidlich. 
Daß es so kommen werde, prophezeite uns bereits der zu meiner 
Frau kommandierte Generaladjutant der Königin, General Me Neill. 
  
*) „Ich bin stolz darauf, den ältesten Enkel meiner geliebten Königin zur 
Tellnahme an den Jublläumsfekerlichkeiten selner Großmutter nach Gravesend ge- 
lotst zu haben.“ 
17° 259
	        
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