Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

gemeldet worden, der Konsul einer fremden Macht in Danzig habe die 
Absicht, bei den Ubungen zu spionieren. Daher waren alle Patrouillen— 
boote auf diesen Herrn besonders aufmerksam gemacht worden, als dessen 
Kennzeichen ein hoher grauer Zylinder angegeben war. Endlich begann 
die „Hansa“ mit donnernden Brettseiten sich in dichten Bulverdampf zu 
hüllen, während im Kanal von Neufahrwasser die Rauchwolken der heran- 
nahenden Torpedoboote sichtbar wurden. Die Spannung wuchs. Da 
plötzlich rief Tirpi3, indem er nach achtern zeigte: „Da ist der Kerll“ 
Alle Augen fuhren herum, und wahrhaftig, nicht weit vom Heck der 
„Grille“ entfernt, war ein Ruderboot zu sehen, in dem ein älterer 
Herr mit einem hohen grauen Iplinder saß. Sofort erging das 
Kommando: „Binassen gleich das Boot an die „Grille“ heran- 
schleppen!“ Wie die Habichte stürzten sich mehrere Dampfpinassen 
auf das Ruderboot, legten neben ihm an und begannen lebhafte 
Unterhandlungen mit den Insassen. Aber vergeblich erwarteten wir, 
daß der Spion als Beute eingebracht wurde, denn wenige Minuten 
später kehrten die Pinassen ohne das Fahrzeug und ohne den „Kerl“ 
zurück. Ein Kadett, der die eine Pinasse kommandiert hatte, überreichte 
dem gleich uns allen sehr befremdeten Kapitän Tirpitz nichts als einen 
Zettel. Da entspannten sich plötzlich dessen Züge, und der höchst un- 
erwartete Ausruf „Mein Bater!“ machte der allgemelnen Aufregung 
ein Ende. Kein Spion, kein Konsul und kein „Kerl“, sondern Tirpitz“ 
eigener Bater war der Herr im grauen Iplinder! Den Zettel, den 
er in der Hand hielt, hatte er persönlich mit seiner Namensunterschrift 
als Passterschein ausgestellt! 
Inzwischen hatten die Torpedoboote die „Hansa“ „suppontert tor- 
pedsert“. 
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Im Jahre 1884 wurde endlich ein alter Wunsch erfüllt, den 
mir die Liebe zur See und zur Marine eingegeben hatte: Seebilder 
malen zu lernen. Der funge Maler Karl Saltzmann, ein Berliner 
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