Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Kind, hatte die Aufmerksamkeit meiner Mutter durch sein pracht- 
volles Bild, das die Einfahrt des Kolberger Hafens im Sturm dar— 
stellte, auf sich gelenkt, sie bewirkte dessen Ankauf durch meinen Groß- 
vater, der es in seinen Gemächern im Schloß zu Wiesbaden auf- 
hängen ließ. Als mein Bruder seine zweijährige Weltreise an Bord 
S. M. S. „Prinz Adalbert“ antrat, veranlaßte meine Wutter, daß 
Saltzmann ihn begleitete. Er brachte auch reiches Material an Seizzen, 
Zeichnungen und Bildern mit zurück und malte das eindrucksvolle 
Bild von S. N. S. „Brinz Adalbert“ in dem schweren Taifun, der 
dem Schiff fast den Untergang gebracht hätte. Zu Beginn meiner 
Regierungszeit fand es seinen Blatz im Sternensaal des Berliner 
Schlosses. Nach der Rückkehr meines Bruders von seiner zweiten 
größeren Seereise an Bord S. M. S. „Olga" 1884 wohnte er eine 
Zeitlang in der Villa Liegnitz zu Botsdam, wo er Malunterricht 
bei Saltzmann nahm. Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen, 
sondern nahm schnell entschlossen an dem Unterricht mit meinem Bruder 
teil. Ich habe es wahrlich nicht bereut. 
Was ich von Saltzmann lernte, waren in erster Linie die Haupt- 
grundsätze, nach denen der Maler die Natur betrachten muß, die Kennt- 
nis der Stelle, an die im allgemeinen der Horizont hinzulegen ist, der 
Ubergang von den kräftigen Tönen des Vordergrundes zu den zarteren 
in der Nähe des Horizontes usw. Ferner erklärte er uns den „Bau“, 
gewissermaßen die „Konstruktion“ einer Welle im großen wie auch 
ihre Einzelheften, und gewöhnte uns daran, die Wasserfläche auf ihre 
Beeinflussung durch den Wind zu studieren. Dazu trat die Unter- 
weisung in den Gesetzen der Farbenmischung und der Farbengebung. 
Da ich ja nicht die Absicht hatte, ein ausübender Künstler zu werden, 
so benutzte ich den Unterricht bei Saltzmann vor allem dazu, um 
einen Einblick in die von einem Landschafter zu lösenden Aufgaben 
und ihre Schwierlgkeiten zu gewinnen und die Anwendung der tech- 
nischen Hilfsmittel kennen zu lernen. Indem ich mich so beschränkte, 
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