Korfu findet sich eine verschwiegene stille Ecke, wo sie eine Büste
Rudolfs aufstellen ließ, die von elektrischen Lampen beleuchtet werden
konnte. Dort hat die unglückliche Fürstin oft nächtelang weinend
gesessen. Ihr Schicksal war zu schwer, als daß man ihr aus der
Abgeschlossenheit, in die sie sich begab, einen Vorwurf machen dürfte.
Alle diese Gedanken bewegten mich, als ich neben dem trauernden
Gemahl an der Bahre der edlen Frau stand. Sie war Kaiser Franz
Josef sehr viel mehr gewesen, als die dem Schein nach urteilende Welt
ahnt, und wäre gewiß, wenn sie am Leben geblieben wäre, ihm eine
treue Stütze in den schweren Stürmen der späteren Zeit geworden.
Aber das Schicksal wollte es anders, und indem es Leid auf Leid
auf den edlen alten Mann häufte, ersparte es ihm nichts an persön—
lichem Schmerz, und an politischen Enttäuschungen nur die, daß es
ihn den Untergang seines Reiches nicht mehr erleben ließ.
Und nunmehr kehre ich zu den Ereignissen meiner Jugendzeit
zurück, über die ich, hingerissen von den übermächtig gewordenen Er-
innerungen, einige Male bereits hinausgegangen bin.
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Im Mai 1881 wurde ich mit meiner Frau zur Hochzeit des
Kronprinzen Rudolf eingeladen. Unser Quartier war ein reizendes
kleines Rokokoschlößchen im Garten von Schönbrunn, das „Katser-
stöckl' genannt. Beim Empfang überraschte mich Kaiser Franz Josef
mit der Ankündigung, daß er mich à la suite des Regiments meines
Großvaters, des Königlich Ungarischen Infanterieregiments Nr. 34
„König von Breußen“ („Breußeninfanterie") gestellt habe, eine Ehrung,
über die ich mich sehr gefreut habe.
Beide Majestäten hatten sich in den acht Jahren, seit ich sie nicht
gesehen, nur wenig verändert. Wenn er auch etwas grauer geworden
war, hatte der Katser sich doch seine sugendliche Figur und Elastizität
bewahrt, und die Kaiserin sah immer noch wunderschön und masjestätisch
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