Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

gewesen ist, daß die Schuld aber nicht nur bei den andern gesucht 
werden darf, wenn sie nicht das Verständnis gefunden hat, das sie 
wohl verdient hätte. Ich bin jedoch überzeugt, daß eine spätere Ge— 
schichtschreibung ihr einmal voll die Anerkennung zuteil werden 
lassen wird, die ihr im Leben versagt geblieben ist — versagt, wie 
so manches andere. Denn die Tragik im Leben meines Baters ist 
in vielleicht noch höherem Maße auch die ihre gewesen. 
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Nun noch ein Wort über diesenigen, die zum engeren oder weiteren 
Kreise meiner Eltern gehörten. 
Dem Herzen meines Baters am nächsten stand wohl General 
v. Mischke. Meine Erinnerungen an die sympathische Figur des da- 
maligen Mafors reichen bis weit in meine Kindheit zurück. Er war 
ein schlichter und einfacher Offizier mit einem goldenen Herzen, das 
er auch im Berkehr mit uns Kindern bewährte, ein aufrechter und 
gerader Mann, meinem Bater mit Leib und Seele ergeben. Man 
kann wohl sagen, daß Mischke sein intimster Freund war, was auch 
daraus hervorging, daß mein Vater ihn mit Du anredete. Woher 
diese Beziehungen stammten, weiß ich nicht. Für mich genügte es, 
daß Mischke eben vorhanden, Baters Freund und zu uns Kindern gut 
war er gehörte zu uns, und wir sind gleichsam unter seinen Augen auf- 
gewachsen. Der General besaß eine ungewöhnliche Dosis urwüchsigen 
Humors, den er geschickt anzuwenden pflegte, wenn er bei meinem 
Bater Mißstimmung oder den bereits erwähnten „Weltschmerz“ wahr- 
nahm. Auf vielen Reisen hat Mischke meinen Bater begleitet, und bei 
seiner Thronbesteigung wurde er nobilitiert und zum Generaladsutanten 
ernannt. Gelegentlich der in den ersten Jahren meiner Regierung 
bei Wörth vollzogenen Enthüllung des schönen Reiterdenkmals 
meines heimgegangenen Baters hielt der General eine ergreifende 
Rede, die eine feinsinnige Charakteristik meines Baters gab. Man 
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