Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

zwei Hirsche gezeigt und gemeldet habe, er habe sie mit einem „coup 
double“ (Doublette) erlegt. Nachher aber habe sich aus den Meldungen 
des Jagdleiters ergeben, daß, wie der Katser sich ausdrückte, der „oup“ 
morgens früh um 8 Uhr oben auf dem Berge gefallen, während der 
„deuble“ nachmittags um 3 Uhr ganz unten im Tale erfolgt sei. 
Sehr niedlsche Zwischenfälle traten auch ein, wenn der Großherzog von 
Toskana, nachdem er vorher durch den Napport des Zagdleiters unter- 
richtet war, für die bei Seiner Masestät einzureichenden Schußlisten 
die Meldungen der Jagdgäste über die Schußzahl und die Zahl des 
erlegten Wildes anforderte. Die zuweilen romanhaften Schilderungen 
der Schützen ließen sich oft nur schwer mit den Meldungen des Zagd- 
lekters in Einklang bringen. Die daraus entstehenden Konflikte wur- 
den stets die Ouelle großer Heiterkeit, angegebene Gehlschüsse von dem 
Großherzog durchweg mit dem Vermerk „Probeschüsse auf ein Stück 
Wild“ nottert. 
Die Jagden wurden geleitet von einem Revierbeamten, dem so- 
genannten „Jandlekster“, und den Förstern des betreffenden Neviers, 
höhere Jagdbehörden, wie Oberfägermelster und Jägermelster, traten 
nicht in Erscheinung. Der Zagdleiter bestimmte selbständig über die 
Stände und den Abschuß des Wildes. 
Eine große NRolle bei der vom Katser selbst genehmigten Ver- 
teklung der Stände spielte sein treuer alter Kammerdiener Kundrat, 
der von den Jagdgästen mit äußerstem Respekt und großer Höflich- 
keit behandelt wurde — hing doch von ihm fast des Jägers Schicksal 
ab! Ich stand einmal hinter dem Katser auf dem Flur, als Kundrat 
die Anwelsung eines bestimmten Standes für einen hohen Jagd- 
gast vorschlug, und wurde Zeuge, wie der Katser in gemacht komischer 
Entrüstung den Vorschlag ablehnte und dabel in die Worte ausbrach: 
.„O, fallt mir gar im Traum net ein, auf dem Stand schießt er 
überhaupt nir!“ 
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