einen Kranz niederlegte. Die Kirche war mit zahlreichen Trophäen
aus vergangenen Kriegen ausgeschmückt. Mein besonderes Interesse
erregte das kleine Holzhaus aus Zaandam in Holland, in welchem
Peter der Große während seiner Schiffbauarbeiten gewohnt hatte.
Nach meiner Rückkehr in das Winterpalais hatte ich die Ehre, in
Gegenwart des Zaren und der ganzen Kaiserlichen Familie dem Cäsare—
witsch die Insignien des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit
einem Allerhöchsten Handschreiben zu überreichen, worauf mir der Zar
für den Kaiser mit herzlichen Dankesworten Grüße übermittelte.
Die dann folgende Feier der Großjährigkeitserklärung des jungen
Cäsarewitsch Nikolai trug einen vorwiegend militärischen Charakter.
Die großen Säle des Winterpalais, die ich mit dem Zaren vor dem
Beginn der Geier durchschreiten mußte, waren angefüllt mit Depu-
tationen auserlesener Mannschaften der Betersburger Garderegimenter
sie boten mit ihren Fahnen und Standarten einen prachtvollen An-
blick für ein Soldatenauge. Nachdem ich mich in aller Schnellig-
beit in russische Uniform geworfen hatte und in das Bersammlungs-
zimmer zurückgekehrt war, teilte mir der Zar zu meiner großen
Uberraschung mit, daß er mich zum Chef des Wiborgschen Infanterie-
regiments Nr. 87 ernannt habe. Eine Abordnung desselben, die
auf Befehl des Zaren aus ihrer Garnison Nowgorod nach Beters-
burg hereingekommen war, meldete sich am anderen Tage bei mir.
Nachdem ich dem Zaren für die Auszeichnung gedankt hatte, be-
gannen die Feierlichkeiten.
In der Schloßkapelle, die ich im Zuge der Mafestäten und Gürst-
lichkeiten an der Seite der Königin Olga von Griechenland betrat,
fanden wir eine stattliche Bersammlung von Generälen, Staats-
und Hofwürdenträgern sowie Damen des Hofes vor letztere waren
gleich der Zarin und den Großfürstinnen in großer Toilette mit dem
kleidsamen russischen Kopfputz, dem Kokoschnik, erschienen und ließen
einen geradezu märchenhaften Schmuck sehen.
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