Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

viel Mühe, die wild auf den verwundeten Bären zufahrenden Packer 
und Rüden von ihm abzurufen, damit das Fell nicht beschädigt 
wurde. Er lag abgeschritten 35 Fuß von meinem Stand. Dies- 
mal hatte die „bewaffnete Macht“ nicht eingegriffen. Eines der er- 
legten Tiere war übrigens eine Bärin, die zwei Junge hinterlkeß. 
Nach russischem Brauch muß derjenige, welcher eine Bärin schießt, für 
die Jungen sorgen. Ich habe daher die beiden bleinen Bären mit- 
genommen und im Schloß zu Potsdam aufziehen lassen, wo sie noch 
vkele Jahre meinen Kindern Vergnügen und sich selbst den Spaß be- 
reiteten, alle erreichbaren Knöpfe abzuknabbern! 
Mein Büchsenspanner Nollfing erzählte mir viel von dem, was 
er im Dorfe gesehen hatte, auch von den primitiven Blockhäusern: 
dort hausten die Menschen mit den kleineren Haustieren und dem Ge- 
flügel in einem Raum zusammen, in dem es fast an jeder Einrichtung 
fehlte. Es sei bemerkenswert, daß vielfach bei den Bauern in den 
Häusern außer den üblichen Heiligenbildern Buntdrucke hingen, die 
Alexander I., Nikolaus I., Friedrich Wilhelm III. und meinen Groß- 
vater darstellten — also hier im Jahre 1880 in den fernen Pripjet- 
sümpfen noch Erinnerungen an die Befreiungskriege und die Heilige 
Allianz! Ich habe selbst ein solches Haus besucht und mich von der 
Tatsache überzeugen können. 
Noch ein anderer Vorfall zeigte Erinnerungen an das einstige 
enge Verhältnis zwischen Rußland und Breußen. Eines Spätnach- 
mittags beobachtete ich mehrfaches aufgeregtes Kommen und Gehen 
der Herren Ablamowitsch und Biernatzki, die recht verstört aussahen 
und mit dem Fürsten Anton wiederholte Besprechungen hatten, auch 
bei Tisch schienen mir der Fürst und Ablamowitsch nachdenklich zu 
sein. Erst am Abend des nächsten Jagdtages nach Erlegung des 
dritten Bären klärte mich der Fürst auf. Die Treiber erhielten 
außer ihrem gewöhnlichen Treiberlohn für jeden Bären einen Extra- 
zuschuß. Da nun bereits vier gestreckt waren, hatten sie eine erhebliche 
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