nannte, die vor dem Fürsten sich vor Ehrfurcht nicht zu lassen wußten,
draußen aber sensationellen Klatsch verbreiteten. Von ihm stammt
auch der Ausdruck für ehrgeizige Streber: „Stopft an seiner Matratze“.
Wenn ich mich bei ihm orientierte, wes Geistes Kind ein neuer Be—
kannter wäre, bekam ich oft statt jeder weiteren Charakteristik die
lapidare Antwort: „Stoppt ooch“! Denn er pflegte seine Bemerkungen
meist im schönsten Berliner Dialekt vorzubringen.
k
Nicht eigentlich ein Vertrauter meines Vaters, aber doch ihm
politisch näherstehend war der badische Minister Freiherr v. Roggen-
bach, den mannigfache Beziehungen mit unserer Familie verbanden.
Meine Großmutter, Kasserin Augusta, hat ihn in den stürmischen
Zeiten der Revolution kennen und sein Urteil wie seinen lauteren
Charakter schätzen gelernt# sie hat ihm bis an ihr Lebensende freund-
schaftlich vertraut und oftmals seinen Rat eingeholt. Auf diese Weise
kam Noggenbach naturgemäß auch in mannigfache Berührung mit
meinem Bater, dessen Entwicklung er mit großem Interesse verfolgte.
Meine Mutter kannte er ebenfalls von Jugend auf, da auch Königin
Victoria und der Prinzgemahl seinen Verkehr außerordentlich geschätzt
hatten, Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn schließlich mit
meiner Tante Luise von Baden und Großherzog Friedrich, seinem
Landesfürsten. So waren der Berührungspunkte genug vorhanden.
Ich habe Roggenbach aus meiner Jugendzeit in Erinnerung als
einen unübertrefflichen Erzähler, wenn er in seinem badischen Dialekt
Anekdoten aus der badischen Kammer erzählte, dann blieb kein Auge
tränenleer. Ost kam er auch zum Unterricht und hörte zu, der Ein-
druck, den er machte, war der eines Gelehrten. In unmittelbare Ver-
bindung bin ich nur einmal mit ihm gekommen, als ich im November
1887 aus San Remo zurückkehrte; ich werde an der gehörigen Stelle
davon berichten. Nach dem Tode meines Baters zog er sich zurück
und ließ nichts mehr von sich hören, er wollte, wie er mir in unserer
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