wicklungen zu entstehen, als König Milan von Serbien angesichts
des von Bulgarien gewonnenen Gebietszuwachses Kompensationen
forderte und den Krieg gegen Bulgarien eröffnete. Entgegen Bis—
marcks Wunsch wurde er von Osterreich-Ungarn, das seit Juli 1881
im Bundesverhältnis zu Serbien stand, nicht zurückgehalten. Der
Zar ließ nun seinen abtrünnigen Neffen aus der russischen Rangliste
streichen, die Serben erlitten die schwere Niederlage bei Slivnitza
und wurden vor der Vernichtung nur durch das Dazwischentreten
Osterreich-Ungarns gerettet. Dadurch wurde Rußland auf den Plan
gerufen, und es entstand eine starke österreichisch-russische Kriegsgefahr,
die lange Zeit sehr bedrohliche Formen annahm, ein Krieg zwischen
Rußland einerseits und Osterreich-Ungarn sowie dem mit der Donau-
monarchie verbündeten Deutschen Reiche anderseits, von dem Frank-
reich selbstverständlich nicht fern geblieben wäre, schien unvermeidlich.
Da nun Fürst Alexander erkennen mußte, daß eine Aussöhnung mit
dem Zar außerhalb des Erreichbaren lag, wandte er sich von Rußland
ab und der Türkei zu. So kam im April 1886 die Union zwischen
Bulgarien und Ostrumelien zustande, da der Sultan das General-
gouvernement Ostrumelien an den Fürsten verlieh, freilich nur auf
fünf Jahre und ohne Nennung seines Namens.
Rußland setzte nun alle Hebel in Bewegung, um seinen verlorenen
Einfluß in Bulgarien wieder zu gewinnen und Fürst Alexander zu
beseitigen. Russische Agenten durchzogen das Land und hetzten gegen
den Fürsten. So kam es schließlich in der Nacht vom 20. zum
21. August 1886 zu einer Meuterei bulgarischer Truppenteile und zu
einem Anschlag auf den Fürsten. Dieser wurde im Bett überfallen
und auf russisches Gebiet entführt, doch gelang es ihm von dort aus,
nach Galizien zu entkommen.
Schon acht Tage später konnte Alexander, für den sich alle Gar-
nisonen erklärten und den eine provisorische Regentschaft abermals zum
Fürsten proklamterte, unter dem Jubel des Volkes nach Sofia zurück-
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