nach außen hin sollte dabei vornehmlich der Fortbestand des Drei—
kaiserbündnisses manifestiert werden.
Nach Abschluß der politischen Erörterungen am 9. August befahl
mein Großvater mich zu sich und eröffnete mir seine Absicht, mich
zum Zaren zu entsenden. Ich bekam einen heftigen Schreck, da mein
Bater hierbei übergangen werden sollte, und erlaubte mir, das in aller
Ehrfurcht anzudeuten. Ich erhielt darauf zur Antwort, Fürst Bismarck
sei entschieden gegen eine Sendung meines Baters, der antirussisch
und proenglisch, auch ein Freund des Prinzen von Battenberg sei,
den der Zar hasse. Darauf sandte mich mein Großvater zum Fürsten
Bismarck.
Das war ein schwerer Gang für mich! Ich sagte mir, daß mein
Vater auf das tiefste gekränkt sein würde und annehmen müßte, ich
hätte durch eine Intrige mich an seine Stelle zu setzen versucht. Ich
faßte daher den Entschluß, den Fürsten zu bitten, von meiner Person
Abstand zu nehmen und sich an meinen Vater zu wenden. Der Kanz-
ler aber schnitt alle meine Einwände mit dem Hinweis ab, daß der
Kaitser den Befehl erteilt habe und ich zu gehorchen hätte. Die Ber-
antwortung für diesen Schritt trage formell Seine Masestät, moralisch
er, der Fürst, ich selbst sei, auch meinem Vater gegenüber, ohne fede
Verantwortung. So mußte ich wohl oder übel den heiklen Auftrag
übernehmen.
Am nächsten Mittag erfolgte die Abreise meines Großvaters über
Salzburg nach PBotsdam, auf der ersten Strecke begleitete ich ihn.
Reiseanzug war: schwarzer Uberrock und Zplinder — bei fürchter-
lich heißer Hochsommertemperatur! Zur Verabschiedung hatten sich
Katser Franz Josef und eine große Anzahl deutscher und österreichi-
scher Gäste auf der Freitreppe des Hotels in Gastein versammelt.
Es war das letztemal, daß sich die beiden Kaiser begegneten.
Die Wagenfahrt ging in glühendem Sonnenbrand auf staubiger
Straße nach Lend hinunter. Mein Großvater schlief bald ein. Da-
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