Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

den deutschen Arzten geplante Operation erhob er entschteden Ein- 
spruch. 
Konnte man es meinem kranken Vater und meiner Mutter, die 
um das Leben des Gemahls zitterte, verdenken, daß sie angesichts 
so bestimmter Erklärungen eines angesehenen Facharztes diesem Glauben 
und Bertrauen schenkten und sich für die gefahrlose Methode ent- 
schieden? Sollte diese doch sogar mehr erreichen als die Operation, 
die ja dauernde Heiserkeit mit sich brachte! Eine andere Frage ist 
es, ob der Engländer seine Diagnose wirklich in gutem Glauben ge- 
stellt hat. Nach meiner Uberzeugung ist es nicht der Fall gewesen. 
Nicht nur, daß er eine laryngologische Autorität war, der man eine 
solche Fehldiagnose wohl kaum zutrauen kann, auch die Eile, mit 
der er nicht nur auf Geld, sondern auch auf den englischen Adel 
aus war, ohne erst den Erfolg seiner Behandlung abzuwarten, spricht 
gegen ihn. Entscheidend aber dürfte sein, daß er nach dem Tode 
meines Baters auf der Rückreise nach England eingestand, daß er 
die Krebsdiagnose nur deshalb nicht kundgegeben habe, damit der 
arme Kronprinz nicht für regierungsunfähig erklärt würde! 
Wenn man bedenkt, daß ohne das Dazwischentreten des englischen 
Arztes mein Bater menschlicher Boraussicht nach wohl gerettet worden 
wäre, so wird man verstehen, daß ich dieser Bogel-Strauß-Politik 
bei jeder Gelegenheit heftigsten Widerstand entgegenstellte. Daß meine 
Mutter sich von der Autorität des Engländers nicht loslösen konnte, 
auch als die Dinge sich für alle andern schon zu völliger Klar- 
heit entwickelt hatten, hat mein Berhältnis zu ihr auf das schwerste 
beeinträchtigt. Es hat keinen Zweck, über diese Dinge, die gierig an 
das Licht gezerrt, meist aber in bestimmter Tendenz verzerrt worden 
sind, den Schleier des Bergessens breiten zu wollen. « 
DurchMackenziesVerschuldenwurdeauchnochderzweiteent- 
scheidende Fehler gemacht: Der Engländer empfahl meinem Bater eine 
Reise nach der Insel Wight, deren mildes Klima die Heilung von 
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