Noch einmal suchte mein Vater am Abend des 31. Mai das stille
Mausoleum im Charlottenburger Park auf, um Abschied von der
Ruhestätte des Vaters und der Großeltern zu nehmen, dann schiffte
er sich am nächsten Tage auf der „Alexandria“ ein, die er damit
einweihte. Meine Mutter und wir Geschwister begleiteten ihn. Es
war rührend zu sehen, welche Freude ihm das schmucke Schiff mit
dem hellen freundlichen Raum und die schöne Wasserfahrt bereiteten.
So lange an das Krankenzimmer gefesselt, konnte er sich an den vom
Sonnenschein übergossenen Havelufern, die uns so lieb und vertraut
waren, nicht satt sehen. Beim Passieren der Pfaueninsel, die er so
innig in sein Herz geschlossen hatte, und auf der wir so unendlich
oft als Kinder und später auch als Erwachsene mit ihm im trauten
Familkenkreise geweilt hatten, überkam ihn tiefe Wehmut. Langsam
winkte er mit der Hand hinüber, und eine Träne stahl sich aus
seinem Auge — er nahm Abschied von der lieblichen Insel und all
den schönen Erinnerungen, die sich an sie knüpften. Dieser Anblick
war so ergreifend, daß ich die Kommandobrücke aufsuchen mußte,
um die mich übermannende Rührung zu verbergen. Ich stellte mich
neben den Schiffsführer, Kapitän Beltken, dem es nicht anders als
mir ging. Er hielt das Steuerrad fest in der Hand, starr vor sich
in die Ferne blickend, die Zähne fest zusammengebissen, während die
Tränen in seinen mächtigen rötlichen Seemannsbart hinabrannen.
Im Neuen Palais bezog mein Bater die zu ebener Erde liegen-
den Räume, die früher für meinen Großvater anläßlich seines Be-
suches des Schrippenfestes vorbehalten waren, und die ich nachher
während meiner ganzen Regierungszeit bewohnt habe. Bei dem
herrlichen Wetter konnten alle Türen offen stehen, und mein Vater
war in der Lage, seden Augenblick ins Freie zu treten, um sich an
dem Anblick des geliebten Barks von Sanssouci, der im herrlichsten
Blütenschmuck prangte, zu erfreuen. Er war nun an der Stätte
seiner Sehnsucht.
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