Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Musik ver Grenadiere und Zäger marschierte voran und machte dem General 
gegenüber Front, die Infanterie marschierte in Kompagniefront mit 4 Halb- 
zügen vorbei. Die Schwenkung ging so ziemlich, aber das Antreten zum 
Marsch war wieder recht unordentlich. Einige traten mit dem rechten, andere 
mit dem linken Juß an, die Leutnants, die bei uns die Züge schließen, mar- 
schierten auf dem rechten Flügel derselben. Die Uniform der Grenadiere 
war: blaue Beinkleider, ein blauer Waffenrock mit zwei Knopfreihen, rotem 
Kragen und Gardelitzen, Tschako mit weißen, wollnen Kordons, krummem 
Seitengewehr, Hinterladergewehr mit Bajonnett, die Patronentasche hinten, 
auf dem Tornister in Wachsleinewand der Mantel aufgeschnallt. Nach den 
Grenadieren kamen die Jäger, dunkelgrün von oben bis unten, an den Bein- 
kleidern eine gelbe Biese, gelbe Litzen und Aufschläge, ebenso wie die Grena- 
diere bewaffnet. Die Offiziere hatten, bei den Zägern sowohl wie bei den 
Grenadieren, orange-wollene Schärpen und kleine Büsche von Hahnenfedern 
an den Tschakos, und alle Mannschaften weiße Handschuhe. Die Flügel- 
kompagnien führten Kompagniefahnen, bel den Grenadieren blau und rot, 
bei den Jägern grün und gelb. Nach den Jägern kamen die Husaren, die 
blaue Attilas mit roten Schnüren und Pelzmützen mit weißen Kordons 
hatten. Ihre PBferde waren klein, aber kräftig und gedrungen. Während 
ihres und der Arkillerte Borbefmarsch spielte die Musik der Grenadiere und 
Jäger ruhig weiter, ihre acht Trompeter leiketen den Barademarsch bloß 
ein, was einen sehr sonderbaren Eindruck machte. Die Geschütze der Ar- 
tillerie sind kurze 6-Bfünder-Vorderlader, deren 6 Züge sich so scharf mar- 
kierten, daß die Mündung nicht rund, sondern wie ein Sechseck aussah. 
Die Geschütze wurden von 6 Pferden gezogen, die Mannschaften auf den 
Handpferden und den Protzen aufgesessen. Die ganze PBarade machte einen 
sehr bunten Eindruck, die Uniformen erinnerten mich lebhaft an die Bilder, 
die ich von der Barade bei Kalisch gesehen habe. 
Ich muß jetzt aufhören, lieber Großpapa, und mit meinen besten Wün- 
schen für Dein Wohlsein bleibe ich Dein 
treuer und gehorsamer Enkel 
Wilhelm. 
Nr. 3. 
(Zu Seite 9).) 
Glaubensbekenntnis des PBrinzen Wilhelm. 
Vorgelesen vor versammelter Gemeinde 
am 1. September 1874. 
Lob, Preis und Dank erfüllen meine Seele in dieser feierlichen Stunde 
für alle Liebe und Treue, für alle Gnade und Barmherzigkeit, die Gott, 
mein himmlischer Bater, mir in meinem bisherigen Leben hat zuteil werden 
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