Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

anspruchen. Diese fallen natürlich bei dem Hinterladersystem ganz fort, und 
wird der Platz zu anderen Zwecken benutzt. Daß das letztere System ein- 
geführt werden muß, darüber scheinen Armee und Marine vollkommen einig 
zu sein. Freilich bedingt die Einführung der Hinterlader eine kotale Um- 
änderung aller bestehenden Elemente sowohl im Personal, als auch im Make- 
rial, und wird dieses eine Niesenaufgabe sein, deren Verwirklschung in der 
Zukunft liegt und deren Ausführung viele Jahre dauern wird. 
Wilhelm Prinz von Preußen. 
An Seine Majestät den Kaiser und König. 
Nr. 7. 
Gu Sekite 209.) 
Brinz Wilhelm an Kaiser Wilhelm I. 
Vertraulich. Winkerpalais 18. V. 1884. 
Bericht. . 
Uber den Empfang und die Zeremonie der Eidesleistung des Großfürsten- 
Thronfolgers. 
Nach einer nur durch das Umsteigen in Wirballen und eine dortselbst 
aufgestellte Ehrenwache der J. Dragoner (Regiment Courland) unterbrochenen 
Reise langte ich am 17. um 6 Uhr nachmittags in Petersburg an. Auf dem 
Bahnhof waren alle Groffürsten, jung und alk, im Baradeanzug erschienen, 
solche, die preußische Uniformen hatten, in denselben. Ich ward äußerst warm 
und herzlich empfangen und bewillkommnet. Eine Ehrenwache vom Ssé- 
ménov-Leibgarderegiment machte recht strammen, guten Eindruck. Die 
Gesichter der Leute waren auffallend hübsch, da dieselben lediglich für das 
Regiment nach dem schönen Aussehen ausgesucht werden. Ich fuhr mit dem 
Großfürsten Wladimir nach dem Winterpalais, wo mich Seine Majfestät in 
ungemein liebenswürdiger Weise begrüßte; er trug die Uniform des Kalser 
Alexander-Regiments. Ich übergab Sr. Wajestät Deinen Brief, und ging 
letzterer nach kurzem Gespräch, in welchem er sich anhaltend nach Dir erkun- 
digte, in sein Balals zurück, wohin ich ihm mit dem Großfürsten Sergius 
bald zum Familiendiner folgte. Dort war die gesamte kalserliche Familie 
versammelt. Ihre Mafestät die Katserin sah entzückend aus und war von 
herzlicher, gewinnender Güte für mich, die mich fast beschämte, desgleichen 
auch die anderen. Das Diner war sehr heiter und ungezwungen, und kanzte 
nach demselben die Jugend untereinander sowie auch die Kaiserin mit dem 
kleinen Thronfolger. Derselbe ist zwar klein für sein Alter, sedoch aufgeweckt, 
frisch und entschlossen und hat von beiden Eltern viel im Gesicht 
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