des Kanzlers nicht vertrugen. Große Berdienste hat Hinzpeter sich
auch um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Hebung der BPhilo-
logen erworben, die khm der Stand der akademisch gebildeten Hehrer
nicht vergessen sollte. Ich konnte seine vielfachen Verdienste noch
dadurch anerkennen, daß ich ihn zum Professor und zum Wirklichen
Geheimen Rat machte.
Aber diese äußerlichen Ehrungen haben mir nicht das Bewußt-
sein gegeben, daß damst meine Dankesschuld abgetragen sei. Was
wir unseren Eltern und Erziehern verdanken, läßt sich überhaupt
nicht vergelten. 6„%
In den ersten vier Jahren des Unterrichts durch Hinzpeter krieb
ich vornehmlich Latein, Rechnen, Geschichte und Erdkunde. Latein
habe ich nicht ungern gelernt, das gute Gedächtnis, mit dem die
Natur mich ausgestattet hat, erleichterte mir wesentlich die Aneignung
dieser Sprache. Mein Lieblingsfach war von Jugend auf Geschichte,
oder vielmehr zuerst die griechische Sagenwelt. In meinem „Lebens-
lauf’ finden sich darüber die bezeichnenden Worte: Von früher Zeit
an liebte ich besonders die Geschichte der griechischen Heroen, vor-
züglich die des Trofanischen Krieges, indem mir vor allem Achilleus
tiefen Eindruck machte und mir lieb war.? Aus dieser Zeit schon
stammt meine große Llebe zum klassischen Altertum, die sich später
in archologischen Meigungen offenbarte, und die mir bis auf den
heutigen Tag geblieben ist. Daneben entwickelte sich schon in diesen
Jahren für die deutsche Geschichte ein geradezu leidenschaftliches
Interesse bei mir, das durch die Ereignisse des großen Jahres 1870
nur bestärkt werden konnte. Geringe AMeigung und Veranlagung
brachte ich hingegen den Fächern Rechnen und Mathematik ent-
gegen, meine Begabung war hierfür nur schwach entwickelt. Ich
habe wohl gelernt, was gelernt werden mußte, aber ich bin über
den Durchschnitt nicht hinausgekommen.
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