Knabenzeit hinaus Freunde geblieben. Er hat mit mir zusammen beim
Ersten Garderegiment gestanden und ist später Kammerherr geworden.
Eine besondere Note erhielt unser Kreis durch Poultney Bigelow,
den Sohn des amerikanischen Gesandten in Paris. Er war eine
seltene Kraftnatur und ein ungemein liebenswürdiger Mensch, bei uns
Knaben stand er dadurch in hohem Ansehen, daß er, selber aus dem
„Wilden Westen“ (I) kommend, uns von Trappern und Indianern
Mordsgeschichten zu erzählen wußte und als Fachmann für Indianer-
spiele galt. Er ist in Botsdam erzogen worden und hat sich in einer
für einen Ausländer erstaunlichen Weise für die Botsdamer Tradition
begeistert, er hat sogar späker ein Buch über die Königin Lutse ge-
schrieben. Auch mit ihm habe ich über die Jugendzeit hinaus die
Verbindung aufrechterhalten und mich gefreut, als er sich vor einiger
Zeit meiner im alten Geiste wieder erinnerte.
Wir haben aber nicht nur im Wald und auf der Heide Indianer
und anderes gespielt — wir haben auch nach Höherem gestrebt! An Ge-
burtstagen, Festtagen oder bei sonstigen besonderen Gelegenheiten haben
wir nämlich Theater gespielt, wobei die Kameraden und Geschwister
mitwirkten. Die Bühne hatte schon mein Großvater mit seinen Ge-
schwistern benutzt, die Kostüme stammten noch von den bekannten
„Bohnenfesten’' her. Unsere Eltern taten uns auch den Gefallen,
das Publikum abzugeben und unseren Vorführungen Beifall zu klat-
schen. Ich entsinne mich noch, daß ich einmal zum Geburtstage meines
Grosß#vaters den „Bürgergeneral“ dargestellt habe, ein andermal führten
wir den „Grondeur“ und auch „Das Wirtshaus im Spessart“ auf.
Diese harmlosen Bergnügungen nahmen die Kindergemüter an den
Tagen der Aufführung und der vorhergehenden Proben ganz in
Anspruch, die Abende waren immer „große Ereignisse“.
An Sonn= und Feiertagen wurde regelmäßig die Kirche besucht.
Wir gingen auch häufig zur Griedenskirche, wo in einer Kapelle mein
früh vollendeter Bruder Sigismund ruhte, oder hörten in unserer
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