Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Erster Band. (1)

  
I. Buch. II. Der nationale Gedanke und die Parteien. 83 
  
188844. 550 000 
18977. 763 000 
1800 1 427 000 
189 ....... 1 787 000 
189909088388 2 107 000 
—. V 3 011 000 
19000 3 539 000 
1912 4250 000 
Oiese Ziffern sind lehrreich in doppelter Hinsicht. Sie zeigen das bedenkliche Wachstum 
der sozialdemokratischen Anhängerschaft und die schwindende Scheu bürgerlicher Kreise, 
der Sozialdemokratie bei den Wahlen unmittelbare Hilfe zu leihen. Die Zahlen zeigen 
aber auch, daß eine parlamentarische Schwächung der Sozialdemokratie trotz ihrer 
Propagandakraft zu erreichen ist. Das wird deutlich durch die Zahl der von 1884 bis 
1912 von der Sozialdemokratie errungenen Mandate: 
188844. 24 
189997. 11 
18000 35 
1898 44 
18990838 56 
19006868 81 
190070UT 43 
1912 110 
Die beiden Zusammenstellungen beweisen, daß eine Verminderung der sozialdemo- 
kratischen Stimmenzahl bisher nicht erreichbar war, eine Zurückdrängung der Sozial- 
demokratie im Reichstag bei entsprechender Führung aber sehr wohl erreichbar sein 
kann. Eine gesunde Realpolitik sieht auf die Erringung des erreichbaren Guten, wenn 
das Bessere vorläufig unerreichbar ist. 
Das Anschwellen der sozialdemokratischen Stimmen ist eine sehr ernste Erscheinung. 
Aber da die Stimmzettel doch keinen anderen unmittelbaren Zweck haben als den der 
Mandatsgewinnung, da die Sammlung der ungeheuren Massen sozialdemokratischer 
Anhänger und Zuläufer nur dann von Einfluß ist für den Verlauf der praktischen gesetz- 
geberischen Arbeit, wenn die sozialdemokratische Stellung im Reichstag eine entsprechende 
Verstärkung erfährt, so muß die Regierung ihre nächste Aufgabe darin erblicken, die 
massenhafte Abgabe sozialdemokratischer Stimmzettel für den Wahlausfall unwirksam 
zu machen. Wird ein solcher Erfolg unter Führung der Regierung nicht nur einmal, 
sondern wiederholt und immer wieder errungen, so wird seine Rückwirkung auf die 
sozialdemokratische Werbe- und Wühlarbeit auf die Dauer nicht ausbleiben. Denn 
was für jede menschliche Tätigkeit zutrifft, das gilt ganz besonders für die Arbeit auf 
politischem Gebiete: nichts wirkt lähmender als die Erkenntnis, daß einem dauernden 
angestrengten Bemühen ständig der Erfolg versagt bleibt. In dem Glauben an ihre 
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