306 Mittel- ud Süd-Innerika, (Januar.— April.)
Im Januar scheint es zum Kriege kommen zu sollen, beide Staaten
rüsten. Präsident Cleveland schlägt vergeblich ein Schiedsgericht vor.
Anfangs April nimmt Guatemala die mexikanischen Bedingungen an: Es
erklärt sich bereit, den von seinen Beamten westlich vom Launtanflusse an-
gerichteten Schaden nach einer schiedsrichterlichen Festsetzung der Beträge zu
vergüten. Mexiko verzichtet auf eine Vergütung zur Deckung seiner Kosten
für Kriegsrüstungen. Guatemala räumt Mexiko das Recht ein, die Gebiete
westlich vom Chixoy= und vom Usumacintaflusse sofort zu besetzen, ebenso
das im Vertrage von 1882 Mexiko zugesprochene, von Guatemala aber
bisher nur unter der Bedingung einer vorherigen genauen Abgrenzung zur
Verfügung Mexikos gestellte Gebiet; dafür erkennt Mexiko die von Guate-
mala vorgenommene Abgrenzung an.
Januar. Aufstand in Columbien und Honduras.
Januar. Februar. Aufstand auf Cuba. (Vgl. Spanien).
Februar. Grenzberichtigung zwischen Brafilien und Argen-
tinien.
Ein streitiges Gebiet an der Südwestgrenze Brafiliens wird von
dem Schiedsrichter Präsident Cleveland Brasilien zugesprochen.
10. Februar. (Chile.) Währungsregulierung.
Vom 1. Juni ab soll das Papiergeld derartig umgewandelt werden,
daß die ursprünglich zum Satze von 48 Pence englisch ausgegebene Pesonote
(4 ) auf 18 Pence umgewandelt wird, ein immer noch höherer Satz als
der gegenwärtige Kurs. Chile führt Goldwährung ein und setzt ein Verhält-
nis für Gold und Silber von ungefähr 1:30 fest.
Mitte März, (Brasilien.) Meuterei der Zöglinge der
Militärschule in Rio de Janeiro.
März. Aufstand in Peru. Straßenkampf in Lima.
März—April. (Brasilien.) Bürgerkrieg in den südlichen
Provinzen.
Februar—Mai. Nicaragua und England.
England fordert in einem Ultimatum Entschädigung für Mißhand-
lung britischer Unterthanen an der Mosquitoküste und die Vertreibung des
Vizekonsuls in Bluefields (25. Febr.). Da Nicaragua die Forderung nicht
annimmt und eine Vermittlung der Vereinigten Staaten erfolglos bleibt,
besetzt England Corinto, den Hafen von Managua (26. April bis 6. Mai).
Am 8. Mai gibt Nicaragua nach. (Vgl. Polakowsky, der Streit um
Nicaragua. Zeitschr. der Gesellschaft f. Erdkunde 1895.)
April. Allianz-Verhandlungen der mittelamerikanischen
Staaten.
Vertreter der mittelamerikanischen Staaten beraten in Guatemala und
in Costa Rica vergeblich über ein Bündnis aller mittelamerikanischen Re-
publiken. Der Wunsch nach einem solchen Bündnis ist seit dem Streite
Guatemalas mit Mexiko und Nicaraguas mit England aufgetaucht,
April. Revolution in Ecuador.
April. Ausdehnung des Aufstandes auf Cuba.