Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

342 Betrachtungen 
sung und insbesondere der Schliessung von Ehen zu beschrän- 
ken, weichen so sehr von der Richtung ab, in welcher sich die 
öffentliche Meinung in Preussen zur Zeit noch bewegt, und sind 
den Grundsätzen, welche in der Gesetzgebung bisher herrschend 
gewesen sind, so entgegengesetzt, dass wir darauf gefasst sein 
müssen, diesselben als völlig unstaithafte und unausführbare, als 
Erzeugnisse der „grauen Theorie“ zurückgewiesen zu sehen. 
Die Freizügigkeit und die Freiheit des Gewerbebetriebes 
werden sehr allgemein als die Palladien der persönlichen Frei- 
heit, als die vorzüglichsten Denkmäler der Weisheit der preussi- 
schen Gesetzgebung, als die wichtigste Entschädigung für manche 
andere Mängel und Beschränkungen in unserer Verfassung be- 
trachtet. Insbesondere hat es die Beamtenwelt im Allgemeinen 
als ein nobile officium angesehen und behandelt, den untersten 
Volksklassen die Wohlihaten — wie sie überzeugi war — dieser 
das Loos derselben am tiefsten berührenden Bestimmungen der 
Gesetze möglichst unverkümmert zu erhalten. 
Es sei daher erlaubt, nachdem wir über die Befugniss und 
selbst Pflicht des Staates unter den bei uns obwaltenden Verhält- 
nissen solche Maassregeln zu ergreifen, ausführlicher gesprochen, 
noch über deren Ausführbarkeit und zu erwartende Folgen einige 
Bemerkungen beizufügen. 
Man wird es zunächst und vielleicht mit Berufung auf die von 
uns selbst gegebene Darstellung der faktischen Lohnverhältnisse für 
ganz unzulässig erklären, dem Arbeiter die Pflicht so mannigfacher 
Ersparnisse und Beiträge, wie wir sie verlangt haben, aufzuerlegen. 
Man werde es ihm dadurch unmöglich machen, Beschäftigung auf- 
zusuchen, sich niederzulassen und eine Familie zu begründen. 
Obwohl wir indess keine zu günstigen Ansichten über die 
thatsächlichen Verhältnisse des Verdienstes und der Wohlhaben- 
heit der arbeitenden Klassen in Preussen zu hegen glauben, be- 
streiten wir doch die ‚Richtigkeit dieses Einwandes. 
Zuerst ist hervorzuheben, dass auf die Höhe der zu for- 
dernden Beiträge und dagegen zu gewährenden Unterstützungen 
für jetzt das geringere Gewicht zu legen ist. Es kommt vor 
allen Dingen darauf an, dass der richtige Weg überhaupt zuerst 
beireten und Zuversicht zu demselben gewonnen werde; dass
	        
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