Studien über würltembergische Agrarverhältnisse. 447
ständigkeit tief gesunken ist, jedes andre Verfahren als eben ein
solches mit kleinen unmittelbar auf den Einzelnen wirkenden
coerecitiven Mitteln wenigstens für den Beginn einer grösseren
Reform mit den grössten Schwierigkeiten verbunden und in sei-
nem Erfolg zweifelhaft ist. Desshalb glaube ich nicht, dass man
wohl daran thäte, wenn man den Gedanken, durch ein Minimum
zu helfen, unbedingt !) verwürfe. Im Gegentheil, es kann Fälle
geben, wo vielleicht nur auf diesem Wege ein besserer. Anfang
genommen werden kann. Nur als eine dauernde und allgemeine
Einrichtung, der man die ganze Zukunft unsers Bauernstandes
unlerordnete, scheint das Minimum nicht zu brauchen.
Wir kommen zum zweiten System, welches zur Erhaltung
der gulen und Besserung der schlechten Zustände in unsern Land-
gemeinden gewählt werden könnte,»nämlich zum System der
geschlossenen Hofgüter.
Wie schon im ersten Artikel gesagt worden ist, hat sich
dieses System in einzelnen Distrikten und Gemeinden bei uns
erhalten, theils aus freiem Entschluss der Grundbesitzer, theils
an der Hand des Lehensystems, und wir haben gesehen, wie viel
besser solche Distrikte stehen, als jene mit dem entgegengesetz-
ten System der Freiheit. Nun fragt es sich, ob es eine ökono-
misch und politisch gute Maassregel wäre, wenn man nach der
Zerreissung des Lehensbandes auf dem Wege der Staatsgesetz-
gebung eine neue Schranke anstatt der verlorenen zum Schutz
der noch vorhandenen geschlossenen Güter errichtete, und in den
Distrikten und Gemeinden, in denen Theilungen und Zwergwirth-
schaft Regel sind, auf Neubildung grösserer Güter hinwirkte,
welche dann ebenso als geschlossen künftig zu behandeln wären.
Beispiele, dass man in Deutschland die Geschlossenheit der
Bauerngüter, wo sie nach alter Gewohnheit oder lehensrechtlich
vorhanden war, bei Auflösung der alten Rechtsverfassung geseiz-
1) Auch Stüve, dieser enischiedene Freund der Gebundenheit der
Bauernhöfe, wo sie besteht oder leicht eingerichtet werden kann, empfiehlt
doch unter Umständen ein Minimum; vergl. a. a. 0. S. 231, 235, 254.