II. Vermischtes.
Der statistische Congress in Brüssel.
I.
Die grosse Verschiedenheit der Punkte, auf welche die Statistik, vor-
nehmlich die officielle, in den verschiedenen Staaten den Blick zu richten
"gewohnt ist; die abweichenden Methoden, welche, auch wo die Gegenstände
die nämlichen sind, bei Erhebung des statistischen Stoffes angewendet zu
werden pflegen und welche vielfach die Bedeutung der Ergebnisse bedingen;
die Eigenthümlichkeiten in der Veröffentlichung, die selbst bei überein-
stimmender Wahl des Objekts und der Methode noch die Vergleichung der
Ermittelungen unmöglich machen können — diess Mles sind ausserordent-
liche Hindernisse für die vergleichende Statistik selbst und folgeweise für
alle praktischen und wissenschaftlichen Bestrebungen auf socialpolitischem
Boden, welche das Bedürfniss einer eben so sichern als weiten Erfahrungs-
grundlage theilen. Das Dasein dieser Hemmnisse hat in der neuesten Zeit
sich um so fühlbarer machen müssen, je lebhafter sich der Drang zeigte,
die Statistik in die Reihe der exacten Wissenschaften einzuführen, und, wo
diess nicht gelang, -oder wo es nicht beansprucht ward, wenigstens die
grösstmögliche historische Genauigkeit zu erzielen; je enger zugleich die
zunehmenden Bemühungen, zu einer Physik oder Physiologie der Gesell-
schaft zu gelangen, die für die Ermittelung der Gesetze, welche sie sucht,
an den Thatsachen eines einzelnen Landes häufig nicht genug hat, sich an
die Statistik angeschlossen und zum Theil mit ihr verschmolzen haben. Und
auf dem praktischen Gebiete führt ebenso nothwendig die heute so rasch
wie nie sich entwickelnde Verschlingung der Interessen der einzelnen Staa-
ten zu dem Bedürfniss gegenseitiger möglichst genauer Kenntniss der ent-
sprechenden Zustände, und ebendamit zu dem Wunsche einer in der That
vergleichbaren Statistik, weil der Mensch das Fremde nicht eher wahrhaft
erkennt, als bis er es im Lichte des Eigenen, welches er kennt, zu er-
blicken vermag.
Von wie vielen Männern der Wissenschaft und Prexis, an wie vielen