Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

710 Der statistische Congress in Brüssel. 
auch nicht der Fall wäre, so bliebe eine Spaltung des Interesse in den Con- 
gressen in ein vorwiegend naturwissenschaftliches und ein vorwiegend sociales 
jedenfalls ein Nachtheil. Dass mit einzelnen statistischen Bureaux meteoro- 
logische Institute in Verbindung gesetzt sind, ist etwas rein Aeusserliches, 
und wo es in irgend ausgedehnter Weise der Fall ist, wird wie in Berlin, 
der Chef des annexirten Instituts eine von dem Vorstand des statistischen 
Bureaus verschiedene Person sein. Eine so seltene Ausnahme der doppel- 
ten Befähigung für beide Fächer, wie sie bei Alexander von Humboldt und 
bei Quetelet sich findet, bestätigt nur die Regel, und dass trotz dieser Aus- 
nahme in der Person ihres Vorstands die organisatorische Commission das 
erstemal die physische Statistik nicht mit ins Programm aufgenommen hat, 
lässt uns hoffen, dass sie unsere Ansicht theilt. Der eigentliche Gegenstand 
der Statistik ist das Leben der Menschen im Staate und der Gesellschaft, 
das allerdings vom Naturleben der Erde nicht losgerissen ist, aber seine 
eigenthümlichen Mittelpunkte hat und an wichtigen Fragen so reich ist, dass 
gar kein Grund vorliegt, den Umfang der Arbeiten des Congresses durch 
Herbeiziehung verwandter Gegenstände zu vergrössern, vielmehr alle Ur- 
sache gegeben ist, sich zunächst auf die wichtigsten und naheliegenden 
Punkte zu beschränken, um bei diesen in alles practisch nothwendige Detail 
eingehen zu können. Will man für die physikalische Statistik ebenfalls das 
Beförderungsmittel der Uebereinkunft auf Versammlungen in Anwendung 
bringen, so wird diess in besondern Zusammenkünften der Physiker u. s. w. 
auf eine für sie selbst, wie für die Statistiker erspriesslichere Weise ge- 
schehen, und ist dafür ein Vorgang an der kurz vor dem statistischen Con- 
gresse in Brüssel gehaltenen Conferenz der Seestaaten über gleichförmige 
meteorologische Beobachtungen zur See schon gegeben. 
Die letzte Frage endlich, welche in der Schlusssitzung zu verhandeln 
war, betraf die Zeit und den Ort des nächsten Congresses, dem 
über die Vorfrage, dass eine Erneuerung der Versammlung wünschenswert 
sei, hatte sich während der Verhandlungen selbst eine allgemeine Ueberein- 
stimmung gebildet. Ceörnig schlug Berlin vor; Legoyt remonstrirte gegen 
eine Tags zuvor gefallene Aeusserung von Horace Say, der auf Turin hin- 
gewiesen und bemerkt hatte, dass „„unter den gegenwärtigen Umständen“ 
Paris zu wählen .nicht rathsam sei. Ueber die Zeit war noch gar nicht 
debattirt als Varrentrapp den Antrag stellte: 
die Bestimmung von Ort und Zeit der Centralcommission in Brüssel 
mit dem Wunsche anheimsustiellen, dass sie beide wenigstens ein 
halbes Jahr vorher bekannt machen möge. 
Dieser Antrag erhielt die Beistimmung der Versammlung. Es ist also 
über den Ort noch nichts bestimmt, — was die Zeit betrifft, so schien die 
Ansicht vorzuwalten, der wir uns anschliessen, dass der nächste Congress, 
wenn nicht besondere Hindernisse eintreten, ‘im zweitnächsten Jahre 1855 
gehalten werden sollte. F.
	        
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