Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

IV. Kriegswirtschaft 133 
begründet war: eine solche Entwicklung vollzog sich im Herbst lo#15 in be- 
sonders stürmischer Meise im Buttergeschäft. Machdem sich die Butter- 
preise ständig auf einer Zöhe gehalten hatten, die zwar den gesteigerten 
Gestehungskosten Rechnung trug, aber nicht als unmäßig bezeichnet werden 
konnte, gingen infolge plötzlich auf dem dänischen Markt einsetzender wüster 
Treibereien die Inlandspreise nicht nur für die eingeführte dänische Butter, 
sondern auch für die Inlandsware sprungweise in die Höbe, so daß ein staat- 
licher Eingriff unvermeidbar wurde. Wo aber Höchstpreise auf inländische 
Waren beschränkt waren, bewirkte der Absatz ausländischer Ware zu erheblich 
höheren Hreisen nicht allein Unzufriedenheit bei den heimischen Hroduzenten, 
die nicht einsehen wollten, daß ihre Erzeugnisse bei gleicher Güte geringere 
Dreise erzielen sollten als die Auslandsware, sondern erschwerte auch die 
Durchführung der festgesetzten Höchstpreise; Abhilfe gegen diese allmählich 
unerträglich gewordenen Mißstände ließ sich nicht durch Maßnahmen der 
Dreispolitik, sondern nur auf organisatorischem Wege schaffen, worüber 
das Mähere am Ende des Albschnittes F bemerkt ist. 
F. Die Verteilungspolitik in der Kriegswirtschaft. 
a) Die Motwendigkeit der Dersorgungsregelung. 
Mag man die Bedeutung und die Wirkungen eines Systems von Höchst- 
preisen einschätzen, wie man will, eines läßt sich nicht bestreiten: die Der- 
sorgung der Bevölkerung wird dadurch nicht sichergestellt. Zöchstpreise sind 
weder imstande, die verfügbaren Dorräte an dem nötigen Bedarf zu 
mehren, noch eine Derteilung der Dorräte zu gewährleisten, welche die all- 
gemeine Dersorgung verbürgt. Wie im Abschnitt E dargetan, schließen im 
Gegenteil Höchstpreise die Gefahr in sich, der Zevölkerung die Befriedigung 
ihres Zedarfs zu erschweren, sei es, daß die unter Höchstpreis gestellten 
Waren zurückgehalten werden oder sonst aus dem Derkehr verschwinden, 
sei es, daß die Höchstpreise lähmend auf die Hroduktion und die Heranziebung 
der Waren durch den Handel wirken. Dieser Gefahr läßt sich zwar durch 
sachkundige Gestaltung der Höchstpreise begegnen, aber doch nicht überall 
und nicht in vollem Umfange. Besondere Schwierigkeiten bereiten in dieser 
Hinsicht Erzeugnisse, die auch in normalen Seiten in so beschränkten Mengen 
gewonnen werden, daß sie nur für einen Teil der Bevölkerung in Frage 
kommen, wie Wild, Süßwasserfische, feinere Gemüse. Wenn sich ihr Absatz 
im Frieden glatt zu vollzieben pflegt und der oft sehr starke Bedarf großer 
Derkehrsmittelpunkte in der Regel ein entsprechendes Angebot findet, so ist 
das vornelbmlich der völlig freien Hreisentwicklung zu danken, die sich der 
jeweiligen, oft schnell wechselnden Marktlage unverzüglich anpaßt. Diese An- 
passungsmöglichkeit geht durch die Festsetzung von Böchstpreisen verloren 
und es ergibt sich naturgemäß die Folge, daß bei einheitlicher Festsetzung 
von Höchstpreisen die Ware im wesentlichen im Hroduktionsgebiet abgesetzt 
wird, wo sie bei der allgemeinen Knappheit an Lebensmitteln in der Regel 
auch Aufnahme finden wird. 
Aber auch durch eine Staffelung der Böchstpreise, welche die durch 
die Dersendung der Ware nach den früheren Absatzgebieten entstehenden
	        
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