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Endlich ist die Religion ein steter Streitapfel gewesen, und noch schlimmer
wirken die Rechtssatzungen, welche eine rücksichtslose Eintreibung leicht-
sinnig gemachter Schulden gestatten. Diese sollen in Südwest den ersten
Anlaß zu jenem Kriege gegeben haben, dem wir ein besonderes Kapitel
widmeten.
Es sollte bedacht werden, daß zu einem leichtsinnigen Schulden-
macher ein entweder selbst leichtsinniger oder einfach wucherischer Kredit-
geber und Verführer gehört, und daß es falsch ist, nur diesen des
staatlichen Schutzes für würdig zu halten. Denn allein diesem einseitigen
Grundsatz entspringen alle jene Übelstände, die schließlich dem Gedeihen
des Ganzen den Boden entziehen.
Alle diese Dinge wirkten wohl zusammen, auch auf dem heißen
und vielumworbenen Boden des Ostens einen Aufstand hervorzurufen,
der fast ein Drittel des Schutzgebiets, nämlich das südliche, heimsuchte.
Die Matumbi am Nyassa erhoben sich im Juli 1905 und zerstörten die
indische Küstenansiedlung Ssamanga, wobei ein europäischer Ansiedler in
Mtumbei seinen Tod fand. Im August mordeten die Wandonde den
Bischof Cassian Spieß und vier Begleiter und zerstörten die Bezirksneben-
stelle Liwale im Hinterlande von Kilwa. Auch im südlichen Teile des
Bezirks Daressalam am Rusidschi, oder Rufidji, meldete sich ein rebellischer
Geist. Obwohl die Unseren nur eine Kompagnie stark waren, die in Irriga
stand, der einige Matrosen des Kreuzers „Bussard“ nebst einer Abteilung
Askari zu Hilfe eilten, gelang es doch, Mahenga und Ssongea bald zu
entsetzen. Ein Detachement der Kompagnie in Bismarckburg nahm an
dieser Aktion teil. Im September und Oktober trafen die Kreuzer „See-
adler“ und „Thetis“ ein mit einer Kompagnie Marine-Infanterie und
230 in Massauah geworbenen Sudanesen. Bis Januar 1906 trieben
dann die Moajore Johannes und Freiherr v. Schleinitz, ersterer in den
Vidundabergen und im Bergland Upangwa, die vereinigten Wandonde,
Wangindo und Wagoni völlig zu Paaren. Außerordentlich tapfer erwiesen
sich die Missionare Gröschel und Hahn in Pangira, auch Jacobi genannt,
und Schumann aus Lupembe, die nach hartem Kampf die Häuptlinge in
ihrem Bereich in der Treue gegen Deutschland erhielten. Solche Ein-
flüsse und schnelles Handeln verhinderten die weitere Ausbreitung dieser
gefahrdrohenden Erhebung. Wir verloren an Toten 4 Mann der Schutz-
truppe, 7 Matrosen, 66 Askaris und 245 Hilfskrieger.
Das Herz unseres Schutzgebiets blieb, wohl dank seinem regen Ver-