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und sich andere Bedürfnisse als die der Nahrung kaum erhoben. Statt
Arbeit und Arbeitsteilung, die uns in rauheren Klimaten die Grundlage
der Existenz geben, wachsen dort u. a. der Brotbaum und die Banane,
die eine immerwährende Ernte ohne Mühe erlauben.
Einer etwaigen Übervölkerung begegneten diese Naturmenschen, nicht
wie dies in Europa geschieht, durch höhere Gütererzeugung, sondern
durch Raubzüge, welche den Fang von Menschen zum Zweck hatten, die
dann geopfert wurden, zum Teil auch durch Massenabschlachtungen wie
in Dahome. Sogar der Kannibalismus herrscht noch heute im sogenannten
„Herzen“ von Afrika, dem Hochlande, das seine Riesenströme, Nil, Kongo,
Sambesi, Senegal, Niger, nach allen Weltmeeren entsendet. Und den—
selben Kannibalismus werden wir auch im fernen Osten der Südsee als
eine der schauderhaftesten Naturerscheinungen wiederfinden. Er wird
instinktiv und naiv geübt. Dieselben Leute, die noch vor kurzem ihren
erschlagenen Feind in ihrem Leib begruben, sind heute schon Träger
der Kultur, des Christentums und einer neuen Herrschaft mit neuen
Sitten.
An den Kannibalismus reiht sich die Sklaverei, der Verkauf der
Kriegsgefangenen, ja selbst der nächsten Angehörigen, namentlich der
Frauen, die als Kapitalanlage galten, oder ganzer Völkerschaften. Die
Sklavenjagden waren bis vor kurzem im Sudan, der Region südlich der
Sahara, gang und gäbe. Sie wurden auch durch die fremden Gäste
an den Küsten, die Araber und Portugiesen, begünstigt und belohnt.
Selbst die brandenburgischen Kolonisten der Goldküste durften sich am
Sklavenhandel bereichern.
Gelegentlich dieser Sklavenjagden, mit denen die Jagd nach Elfen-
bein Hand in Hand ging, fand eine starke Wanderung und Vermischung
aller Volkselemente statt, und zwar zeigt diese Bewegung eine gewisse
Regelmäßigkeit. Die höhere Kultur überwältigt die niedere. Der Nord-
osten, welcher am stärksten und frühesten äußeren Einflüssen unterworfen
war, sandte seinen Überschuß von Energie nach Süden und Westen.
Und so finden wir denn die Urbevölkerung überall vom Berber= und
Arabertum durchsetzt, wodurch zugleich der Grund einer höheren Gottes-
auffassung gelegt wurde. Der Islam ist über die Sahara hinweg schon
bis an die Küsten des Atlantischen Ozeans vorgedrungen; wir begegnen
ihm im Herzen unserer Schutzgebiete Togo und Kamerun als Hindernis
gegenüber der Tätigkeit unserer christlichen Missionen. Es ist das ein