Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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Sprache ist die Verkehrssprache dieser Gebiete, und zwar ein mit vielem 
Arabischen versetztes Bantu, das nun einen regelmäßigen Unter— 
richtsgegenstand an dem orientalischen Seminar in Berlin bildet. Die 
fein gegliederte, wortreiche Bantusprache ist der beste Beweis für die 
geistige Begabung des Negers, die vornehmlich linguistisch ist, der sich 
eine Neigung zur Mimik hinzugesellt, die, verbunden mit kindlichem 
Frohsinn, den schwarzen Erdteil mit einem auch den verstocktesten Europäer 
anmutenden Leben erfüllt. 
Bantudialekte werden durch ganz Zentralafrika gesprochen. Sie 
sind eine Familie wie die indogermanischen Sprachen: Sanskrit, Griechisch, 
Lateinisch, Deutsch usw. Sie haben eine reiche Deklination und zeichnen 
sich durch eine Anzahl von Vorsilben aus. So heißt utu Mensch, umu- 
ntu ein Mensch, aba-ntu viele Menschen. Der Name Bantu bedeutet 
also nicht viel mehr als Volk, Leute. Solche Vorsilben (es sind deren 
achtzehn bis zwanzig) drängen sich in jedes Wort ein. Sie kennzeichnen 
auch alle auf denselben Gegenstand bezüglichen Worte in einem jeden 
Satz. Man faßt die Bantusprache deshalb unter einem besonderen Namen 
zusammen. Man nennt sie die „präfixzpronominale“ Sprachfamilie und 
zählt deren 168 mit zahlreichen Dialekten. Daß aber diese Umständlichkeit 
der Sprache kein Vorteil ist, daß vielmehr die formeneinfachste Sprache 
den Sieg über die verwickelteren davonzutragen berufen ist, mag nebenbei 
gesagt sein. Denn zum Teil erklärt sich daraus das überall bemerkbare 
Vordringen des Englischen, das in seiner Abart als Pigeon-, Küsten- 
oder See-Englisch sogar von den Muschiks und Chinesen entlang der 
mandschurischen Grenze gesprochen wird. 
Die geistige Begabung der Bantu bekundet sich ferner in ihrer 
Trommelsprache. Eingeweihte wissen sich durch Trommellaute auf große 
Entfernungen Mitteilungen zu machen und in wenigen Stunden alle 
Angehörigen eines Volkes von Dorf zu Dorf-von wichtigen Vorgängen 
zu unterrichten. 
Trotz ihrer sehr materiellen Auffassung aller Dinge, mit wenigen 
Ausnahmen sogar so hoher wie der Religion, die sich in einem bloßen 
Fetischdienst unter nicht selten geradezu mörderischer Tyrannei von Zauberern 
verliert, sind die Neger im Grunde genommen gutartigen Gemüts. Der 
große Livingstone saß einst inmitten der Geographischen Gesellschaft in 
London. Da fragte ihn ein christlicher Bruder: „Herr Doktor, wo sind 
Sie lieber, hier unter uns oder wieder in Ihrem Kaffernkraal?“ Und
	        
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