Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Dritter Jahrgang. 1875. (3)

                                    — 708 — 
richtig ist, hat das Bundesamt nicht zu prüfen, da Entscheidungen über die Organisation und ört- 
liche Abgrenzung der Armenverbände, auch der ehemaligen, nach §. 41 des Reichsgesetzes vom 
6. Juni 1870 der Kognition desselben entzogen sind. Die Feststellung, daß Brummershox nicht 
zu dem Bezirke von Meinsen gehört habe, hätte nach §. 43 des lippe'schen Gesetzes vom 7. März 1872 
nur durch das Rechtsmittel der Berufung an die Fürstliche Landesregierung angefochten werden 
können, ist aber von keiner Seite angefochten worden und muß daher als rechtskräftige Entschei- 
dung dem zweitinstanzlichen Urtheilsspruche zu Grunde gelegt werden. 
Darnach sind die sechs Armenverbände Jetenburg, Scheie, Meinsen, Warber und Rusbendt 
zur Uebernahme der Fürsorge für den hülfsbedürftigen ect. R. und zur Erstattung der Auslagen 
des Klägers gemeinsam verpflichtet und müssen zur Erfüllung dieser Pflicht unbedenklich angehalten 
werden, obwohl eine Vertheilung der gemeinschaftlichen Armenlast noch nicht stattgefunden hat. 
Der Mangel der Vertheilung bildet nicht, wie das angefochtene Erkenntniß annimmt, ein Hinder- 
niß für die prozessualische Verfolgung des klägerischen Anspruchs, da derselbe nicht etwa darauf 
gerichtet ist, daß jeder der betheiligten Armenverbände die Last der Fürsorge nach einer bestimmten 
Quote übernehmen soll, sondern darauf, daß alle betheiligten Verbände sich der ungetheilt gemein= 
samen Last gemeinsam unterziehen. Daß Kläger in olcher Weise geklagt hat, muß um so mehr 
für zulässig erachtet werden, als er schlechterdings nicht verbunden ist, auf die Realisirung seines 
Rechtes so lange zu warten, bis die Vertheilung der gemeinschaftlichen Armenlast im Wege der 
Einigung oder der amtlichen Regulirung durchgeführt sein wird. Uebrigens ist auch die Vollstreckung 
eines die Verklagten gemeinsam verurtheilenden Erkenntnisses keineswegs mit besonderen Schwierig- 
keiten verbunden, geschweige denn unausführbar, wenn man festhält, daß die Fürsorge für ect. R. 
eine ungetheilt gemeinsame Last ist, und daß eine vorläufige diegulirung derselben vorbehaltlich 
der allgemeinen Auseinandersetzung durch die dazu berufene Behörde erfolgen  kann. 
Aus diesen Gründen waren die sechs genannten Verklagten dem Klageantrage gemäß in der 
Hauptsache zu verurtheilen. 
  
                                 7. Kon sulat Wesen. 
Dem Herrn C. H. Dreier ist Namens des Deutschen Reichs das Exequatur als Konsul der Republik 
Bolivia mit dem Sitze in Bremen ertheilt worden. 
  
Berlin, Carl Heymann's Verlag. — Duuck von F. Hoffschläger in Berlin.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.