Object: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Hausthiergattungen häufig sehr bald nach ihrer 
Uebersiedelung erkrankt und eingeht, Erkrankungen, 
die auch in Kamerun nicht selten unter Erscheinungen 
verlaufen, welche die Eingeborenen als „Fieber“ be- 
zeichnen. Die künstliche Uebertragung der Krankheil 
auf Thiere ist bisher mißlungen, ob eine natürliche 
vorkommt, jedenfalls nicht mit Sicherheit zu ver- 
neinen. Ihr Nachweis würde das Sindium der 
Malaria ganz anßerordentlich zu fördern im Stande 
sein. Dancben kommt natürlich auch fernerhin das 
Suchen des Krankheitserregers außerhalb des Orga- 
nismus überhaupt in Betracht, obwohl bei dem heu- 
tigen Stande unserer Kenntniß der Biologie der 
Sporozoen die Aussichten in der Hinsicht als recht 
gering bezeichuct werden müssen. Die Ansicht, daß 
die Malaria durch Insekten übertragen werde, ist 
eine sehr alte; schon Calumella, Varro und 
Vitruv haben sie vertreten. Daß die Möglichkeit 
einer Uebertragung besteht, kaunn nach dem, was wir 
über die Ueberimpfbarkeit der Krankheit und ihre 
Parasitologie in den letzten Jahren gelernt, nicht als 
zweifelhaft angesehen werden, und wenn sich die 
Lebensfähigkeit der durch Saugen in den Insektenleib 
mit dem Blut ausgenommenen Parasiten nachweisen 
läßt, würden bestimmte prattische Masnahmen nament- 
lich in tropischen Hospitälern Berechtigung gewinnen. 
So ergeben sich schon allein für die Malaria eine 
Reihe von Gesichtspunkten für die Forschung in den 
Tropen, welche mittelbar auch ansehnliche praktische 
Erfolge erhoffen lassen, und ebenso groß ist die Zahl 
der Aufgaben, welche sich für die große Zahl 
der an Bedeutung zurückstehenden anderen Tropen- 
krankheiten ergeben, deren Aetiologie noch wesentlich 
dunkler ist als bei der Malaria. Bei allen sind der 
Natur der Sache nach die im Auge zu behaltenden 
Gesichtspunkte im Großen und Ganzen analog. Dabei 
wird eine Arbeitstheilung auf all den Gebicten im 
Interesse der Sache selbst nicht umgangen werden 
können. Die Aufgabe des Tropenarztes zerfällt in 
selbstständige Forschung an Ort und Stelle auf dem 
Gebiete der Aetiologie, Klinik und Statistik, und das 
Einsammelun brauchbaren Materials zur Verarbeitung 
an den wissenschaftlichen Centralstellen in der Heimath. 
Die ätiologische Untersuchung läßt sich nicht auf- 
schieben, sondern muß sogleich an dem frischen Mate- 
rial vorgenommen werden. Für das weitere ein- 
gehende Studium der Biologie eines etwa gefundenen 
und mit Wahrscheinlichkeit als Krankheitserreger an- 
zusehenden Mikroorganismus, sowie zu sorgfältigen 
histologischen Untersuchungen wird allein schon die 
Zeit des praktisch vielfach in Anspruch genommenen, 
der Hülfskräfte entbehrenden Hospitalarztes in der 
Umgebung, wie sie eine tropische Fiebergegend dar- 
stellt, nur in den seltensten Fällen ausreichen. Aber 
diese Untersuchungen können eben auch aufgeschoben, 
das in Frage kommende Material versandt und die 
Untersuchungen zu Hause erledigt werden. Die 
Grenzen, innerhalb welcher der Einzelne auf dem in 
Frage slehenden Gebicte der Wissenschaft nützen kann, 
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werden immerhin unter den bezeichneten Umständen 
enge sein, und eine rege Betheiligung Vieler ist im 
Inleresse der Sache dringend zu wünschen. Die 
Aufgabe ist um so dankbarer, wenn wir die erheb- 
lichen praktischen Erfolge ins Auge fassen, welche ein 
eingehendes Studium der tropischen Pathologie in 
ihrer Beziehung zu klinischen und hygienischen Fragen 
zu bringen verspricht und wie sie der Lohn anderer 
kolonisirender Nationen für ihre Bemühungen auf 
diesem Gebiete in reichem Maße bereits gewor- 
den sind. 
Aus dem Wirkungskreise der Missionen in den deutschen 
Schutzgebieten. 
A. Westafrika: 
I. Kamerun. 
Die Baseler Mission hat für das Jahr 1892 
in Kamerun die Zahl von 300 Heidentaufen 
zu verzeichnen. Die Gesammtzahl der Gemeinde- 
glieder betrug am 1. Jannar d. J. 675. Außerdem 
standen zu jener Zeit 355 Katechumenen im Tauf- 
unterricht. Die Zahl der Schüler belief sich bei 
einer Vermehrung von 879 auf 1457. 
Die Kribistation der katholischen Mission der 
Pallotiner zählt nach den neuesten Nachrichten 
52 Zöglinge; die Station Marienberg 50; Edea 25. 
Dazu werden in Kribi demnächst noch 30 Mädchen, 
in Marienberg gleichfalls einige neue Zöglinge er- 
wartet. 
Von Freunden der Mission sind im letzten Früh= 
jahre der Kribi= und der Edeastation Kirchenglocken 
zum Geschenke gemacht worden, welche bereits am 
Osler= und Pfingstfeste zur heiligen Feier luden und 
schon mehrfach bei Taufen von Zöglingen ihre 
Klänge erschallen ließen. 
II. Togo. 
Wie im Kolonialblatt vom 1. Juni d. J. mit- 
getheilt worden ist, hat der Apostolische Präfekt 
P. Schäser aus der Steyler Kongregation im 
Februar d. J. von Lome aus eine Reise ins Innere 
unternommen. 
Ueber die zweite von der Missionsgenossenschaft 
in Adjido, in der Nähe von Klein-Popo, errichtete 
Station wird berichtet, daß sie auf einem ziemlich 
hohen User errichtet wird, keine Sümpfe in un- 
mittelbarer Nähe habe und beständig von der Scebrise 
bestrichen werde, so daß sie für verhältnißmäßig gesund 
gelten könnc. 
B. Ostafrika. 
Von der Kongregation der weißen Väter haben 
sich 18 Missionare in Marseille nach Sansibar ein- 
geschifft, um sich von dort aus in die Regionen der 
großen Seen zu begeben.
	        
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