die beiden Hauptanstifter, die Häuptlinge von Mbendi,
noch ehe ein Schuß fiel, zu ergreifen. Ein weiteres
Vordringen nach Westen hätte viel zu weit geführt
und die gesammte, Makaangelegenheit aufgerollt. Ich
gab deshalb den Mbiabi Ordre, sie möchten zur
Verhandlung und Auslösung ihrer Häuptlinge mich
in Bertua aufsuchen, und marschirte am 18. nach
Bertua, ohne daß es zu Feindseligkeiten gekommen
wäre.
Der Aufenthalt in Bertua, der bis etwa zum
27. August bemessen ist, scheint für die gesammte
handelspolitische Weiterentwickelung der östlichen Kon-
zessionshälfte recht bedeutungsvoll zu werden. Die
verschiedenen bis jetzt zur Verhandlung gekommenen
Fragen und das weitgehende Entgegenkommen des
sehr einsichtsvollen und mächtigen Häuptlings, der
die landläufige Bezeichnung „King“ wirklich verdient,
stellen eine sehr ausgedehnte Aufbesserung der ge-
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sammten Handelsverhältnisse im östlichen Theile des
Gebiets in nahe Aussicht. Ich werde weiter unten
das Nähere ausführen und bemerke hier nur, daß
die Anfnahme und Verpflegung eine augerordentliche
war. Man stellte mir einen ganzen Stadttheil zur
Verfügung und schönes Buckelrindvieh, Schafe, Ziegen,
Hühner in Menge, Mehl, Zwiebeln und alle denk-
baren Feldfrüchte, Mais= und Durrahbier, ja Salz,
Wasser und Feuerholz werden mir täglich in über-
reicher Menge geliesert.
Ueber die geographischen Verhältnisse der neuer-
dings erschlossenen Gegenden berichte ich zunächst,
daß der bereits früher geäußerten Vermuthung gemäß,
südwestlich Bertua in räumlich beschränktem Terrain
Quellflüßchen des Djah, der südlichen Nyongzuflüsse,
des Dumba und des Dume berührt wurden, die,
wie vorausgesehen, durch einigermaßen markbirte
Wasserscheiden nicht voneinander getreunt waren.
Der Uebergang in den meist sehr sumpfigen Terrain-
cinschnitten geht sogar mehrfach derart unmerklich
vor sich, daß aus einer und derselben sumpsigen
Terrainsenkung vielleicht Bäche ihren Ursprung neh-
men, die verschiedenen Stromgebieten angehören.
Nur in Wubio, in der Gegend der Bumbagquellen,
wurden einige relative Höhen von ctwa 150 bis
200 m boobachtet,
bis weit über Bertua hinaus sich wieder fast völlig
slaches Land anschließt. Dem Vernehmen nach sollen,
wie ziemlich zuverlässig erscheinende Omwanglente,
die von dem Yengonehäuptling Akono-linga nach
Sebule-lume gesandt waren, beschrieben, am Nyong
oberhalb Akono-linga, als Grenze Yeugone—Maka,
ziemlich hohe, mit Gras bedeckte Berge existiren,
durch die der Fluß mit mehreren hohen Fällen sich
einen Durchbruch geschaffen hat. Nordöstlich von
hier, am oberen Kadi, sollen ebenfalls bedeutendere
Berge sich befinden.
Die Groslandgrenze wurde übrigens viel weiter
nördlich vorgefunden, als ursprünglich angenommen
war. Im großen Ganzen scheint östlich des weit
nach Norden sich erstreckenden Waldstreisens von
mehreren Tagemärschen Breite, in dem die Expedition
die Staadtsche Route westlich Bertua erreichte, der
Dume die Südgrenze des ausgesprochenen Graslandes
zu bilden, während westlich davon das Grasland etwa
an der Lobomündung bis sast an den Djah sich wohl
nach Süden erstreckt.
Die geologische Formation wich auch in diesem
Abschnitt der Expedition nicht im Geringsten von der
früher beschriebenen ab. Auch hier wurde im Trieb-
sand rc. nirgends die Spur einer nahen eruptiven
Formation gefunden.
Betreffs der Bevölkerung sei erwähnt, daß die
Bomome-(Bumbum-) Stämme mit Wubio und Wokun
eine viel weitere Ausdehnung nach Westen erfahren
haben, als ursprünglich angenommen werden mußte.
Die im Gesammtnorden von Bomome, Nyem und
Yanguma, also fast vom Ssanga bis Yengone hin,
theils im Urwald, theils auf dem Grasland ansässigen
Maka--, oder wie sie weiter im Osten genannt werden.
Makalstämme sind mit Ngumba, Nyem und Bomome
nahe verwandt. Sie scheiden sich in einen westlicheren
Dialekt, dem Omwang, Ekuk, Esso, Ndongmekol und
Emvoa angehören, und einen davon ziemlich ver-
schiedenen östlicheren, dessen Hauptvertreter, von Osten
abgerechnet, Bimba, Ndyimbia, Berri, Dassi, Bepol,
Munso, Tele und Mbiabi sind. Die Nordgrenze
dieser Stämme scheint an einzelnen Stellen bis an
den Sanaga (Djerem, vier Tage nordnordwestlich)
heranzugehen. Sie erscheinen durchweg von recht
unzugänglichem Charakter, sind vom Europäer noch
ganz unberührt, recht kriegerisch und bedürfnißlos,
treiben fast keinen Handel und sind ihrer durch-
gehenden Bewaffnung mit scharf vergifteten Pfeilen
halber nicht ganz ungefährliche Gegner. Die Grenz-
stämme nach Südwesten scheinen durch den steten
Verkehr mit den stark Handel treibenden Pangwe-
stämmen schon Vieles von ihrer ursprünglichen Wild-
heit verloren zu haben. Die Thatsache ist jedenfalls
sesistehend, daß vielfache Versuche von Seiten der
) Haussahändler, den Makagürtel südwärts zu über-
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denen wenige Stunden nördlich
schließlich die Bertua oder richtiger Bayaleute.
schreiten, slets schließlich unglücklich endeten.
Einen völlig anderen Menschenschlag repräsentiren
Sie
haben fast völlig Haussakultur, = Sitten und Bellei-
dung angenommen, sprechen durchweg Haussa, sind
arbeitsam und, wie ein neuerlicher Versuch mit drei
von der Plehnschen Expedition mitgebrachten Bertua-
leuten zeigte, auch ein recht gutes Soldatenmaterial.
Ihre eigene Sprache enthält sehr viele Anklänge an
die Wutesprache.
Betresss Faung und Flora sind von den be-
kannten großen Unterschieden zwischen Gras= und
Waldland abweichende Daten nicht beobachtet worden.
Doch wäre die Thatsache vielleicht anzuführen, daß
hier im Osten auch im Graslande die schmalen
Waldstreifen längs der Wasserläufe stellenweise ziem-
lich reich an Gummi sind. Auch das weit südliche
Vorkommen des Löwen bis nach Bertua hin wäre
vielleicht bemerkenswerth.
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