Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Sechzehnter Jahrgang. 1888. (16)

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Anleitung 
zur 
chemischen Untersuchung von Seifenpulver. 
Zur Prüfung von Seifenpulver auf seine Reinheit und Unverfälschtheit ist eine Probeflüssigkeit 
herzustellen, welche aus gleichen Raumtheilen 85 prozentigen Alkohols und konzentrirter Essigsäure durch 
Mischen erhalten wird. 
Von dem zu untersuchenden Pulver, das vor der Untersuchung etwa acht Tage lang der Luft 
auszusetzen ist, bringt man in ein Proberohr ungefähr 1 g, gießt von der Probeflüssigkeit 10 bis 15 cem 
darauf und erwärmt die Flüssigkeit bis zum Kochen. Reines Seifenpulver giebt hierbei eine fast klare 
Lösung; fremde, der Seife beigesetzte Bestandtheile setzen sich zu Boden. 
Man läßt die Flüssigkeit sich vollkommen absetzen, gießt sodann die klar gewordene Flüssigkeit 
vom Bodensatz ab und setzt derselben Wasser hinzu (das gleiche oder doppelte Volumen). 
Die Fettsäuren der Seife scheiden sich alsbald an der Oberfläche ab als ölige Masse. Bei so- 
genanntem mineralischen Seifenpulver, Talk 2c. tritt letztere Erscheinung nicht ein. 
Dabei ist zu bemerken, daß auch allenfallsige Beimischungen von kohlensauren Alkalien (Soda), 
sowie von kohlensauren Erden (Kreide, Magnesia) sich in dem Gemisch von Alkohol und Essigsäure voll- 
ständig auflösen. In diesem Falle jedoch tritt beim Uebergießen des verfälschten Seifenpulvers mit dem 
Säuregemisch ein starkes oder doch deutlich wahrnehmbares Aufbrausen von Kohlensäure ein, wodurch 
jene Beimengungen angezeigt werden. Dabei ist nur zu beachten, daß auch bei unvermischtem Seifen- 
pulver eine sehr geringe Entwickelung von Kohlensäure in einzelnen Bläschen stattfindet, welche Er- 
bherung, mit der aufbrausenden Entwickelung der Kohlensäure bei absichtlichen Zusätzen sehr ver- 
ieden ist. 
Als geboten ist weiter zu bezeichnen, daß die prüfenden Zoll= oder Steuerbeamten durch Ver- 
suche mit selbstgeschabter reiner Kernseife sich von dem Unterschied der letztgedachten Erscheinung ein klares 
Bild verschaffen. 
Erwünscht ist auch die Gewinnung einer Erfahrung seitens der Beamten hinsichtlich der Menge 
der schließlich abgeschiedenen Fettsäuren; die Beamten würden bei Ausführung vorbezeichneten Probever- 
suchs zugleich ein Bild von der Menge der dabei sich abscheidenden Fettsäure gewinnen können und 
darauf den Vergleich mit anderem zur Denaturirung von Salz vorgeführten Seifenpulver zu machen 
im Stande sein. 
In Bezug auf die äußere Beschaffenheit des Seifenpulvers ist noch zu bemerken, daß das 
reine Seifenpulver immer etwas gelblich gefärbt ist und einen schwach-laugenhaft-fettigen Geschmack und 
nhwachen Seifengeruch besitzt, während die mineralischen Fälschungsmittel farb-, geschmack= und ge- 
ruchlos sind.
	        
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