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II.
Bei der Untersuchung auf verbotene Zusätze (5. 5 Nr. 3 der Ausführungsbestimmungen D) ist nach
der folgenden Anweisung zu verfahren:
Liegt ein Anhalt dafür vor, daß ein bestimmter verbotener Stioff zugesetzt worden ist, so ist
zunächst auf diesen zu untersuchen. Im Uebrigen ist auf die nachstehend unter 1 angeführten Stoffe in
allen Fällen zu untersuchen. Verläuft diese Untersuchung ergebnißlos, so ist mindestens noch auf einen der
übrigen Stoffe je nach Lage des Falles zu prüfen.
b Wird einer der genannten Stoffe gefunden, so braucht auf die übrigen nicht weiter untersucht
zu werden.
Für die Untersuchung werden etwa 200 g jeder Durchschnittsprobe möglichst fein zerkleinert, gut
durchgemischt und von der Mischung die angegebenen Mengen für die Einzelprüfungen verwendet.
Bei Untersuchungen von Pökellake und von Konservesalz finden die unten angegebenen Vor-
schriften siungemäße Anwendung. Die Untersuchung der Lake und des Konservesalzes hat derjenigen des
Fleisches voranzugehen.
1. Nachweis von Borsäure und deren Salzen.
Der Nachweis der Borsäure oder deren Salze in der Fleischmasse wird in folgender Weise
ausgeführt:
30 g der zerkleinerten Fleischmasse werden in einer Platinschale mit 5 ccm einer gesättigten
Natriumkarbonatlösung gut durchgemischt, getrocknet und verascht. Die erhaltene Asche wird in wenig
Salzsäure gelöst und mit letzterer ein Streifen Kurkumapapier befeuchtet, den man auf einem Uhrglase
bei 100 trocknet. — Entsteht hierbei auf dem Kurkumapapier an der benetzten Stelle eine rothe Färbung,
die durch Auftragen eines Tropfens Natriumkarbonatlösung in Blau übergeht, so ist Borsäure nach-
gewiesen. Der übrige Theil der alkalisch gemachten Aschenlösung wird eingedampft, der Rückstand mit
Salzsäure schwach angesäuert, die Flüssigkeit in eine Woulff'sche Flasche gebracht, mit Methylalkohol ver-
setzt, Wasserstoff durchgeleitet und letzterer angezündet; bei Gegenwart von Borsäure brennt er mit grün
gesäumter Flamme.
2. Nachweis von Formaldehyd.
30 g der zerkleinerten Fleischmasse werden in einem Kolben von etwa 500 ccm Inhalt mit
einer Mischung von 200 cem Wasser und 10 cem einer wässerigen 25 prozentigen Lösung von Phosphor=
säure übergossen. Von dem Gemenge destillirt man nach halbstündigem Stehen etwa 40 cem ab.
10 cem des Destillats werden mit 1 cem einer durch schweflige Säure entfärbten Fuchsinlösung vermischt.
Die Anwesenheit von Formaldehyd bewirkt Rothfärbung. Tritt letztere nicht ein, so bedarf es einer
weiteren Prüfung nicht. Im anderen Falle wird der Rest des Destillats mit Ammoniakflüssigkeit im
Ueberschusse versetzt und eingedampft. Bei Gegenwart von Formaldehyd hinterbleiben charakteristische
Krystalle von Hexamethylentetramin. Diese werden in ein paar Tropfen Wasser gelöst, von der Lösung
je ein Tropfen auf einen Objekträger gebracht und mit den beiden folgenden Reagentien geprüft:
1. mit Quecksilberchlorid im Ueberschusse. Es entsteht hierbei sofort ein regulärer krystallinischer
Niederschlag; bald sieht man drei= und mehrstrahlige Sterne, später Oktahder. Letztere entstehen in großer
Menge bei einer Konzentration von 1:10 000, aber auch noch sehr deutlich bei 1: 100 000.
2. mit Kaliumquecksilberjodid und ein wenig verdünnter Salzsäure. Es bilden sich hexagonale,
sechsseitige, hellgelb gefärbte Sterne; bei einer Konzentration von 1.10 000 noch sehr deutlich.
ie Gegenwart von Formaldehyd darf als erwiesen nur betrachtet werden, wenn der erhaltene
krystallinische Rücksland die beiden vorslehend beschriebenen Reaktionen zeigt.
3. Nachweis von schwefliger Säure und deren Salzen und von unterschwefligsauren Salzen.
a) 30 g der zerkleinerten Fleischmasse werden mit 200 cem ausgekochtem Wasser in einem
Destillirkolben von etwa 500 cem Inhalt unter Zusatz von Natriumkarbonatlösung bis zur schwach
alkalischen Reaktion angerührt. Nach einstündigem Stehen wird der Kolben mit einem zweimal durch-
bohrten Stopfen verschlossen, durch welchen zwei Glasröhren in das Innere des Kolbens führen. Die
erste Röhre reicht bis auf den Boden des Kolbens, die zweite nur bis in den Hals. Die letztere Röhre
führt zu einem Liebig'schen Kühler; an diesen schließt sich lustdicht mittelst durchbohrten Stopfens eine
kugelig aufgeblasene U-Röhre (sog. Peligot'sche Röhre).