— 97° —
etwa ½ Minute lang. Die unten sich ansammelnde rot gefärbte Salzsäureschicht läßt man abfließen
und wiederholt dieses Verfahren, bis die Salzsäure nicht mehr rot gefärbt wird. Alsdann läßt man
die Salzsäure abfließen und prüft 10 cem der so behandelten Petroleumätherlösung nach dem unter a#
angegebenen Verfahren.
Hat die Margarine den vorgeschriebenen Gehalt an Sesamöl von der durch die Bekanntmachung
vom 4. Juli 1897 — Reichs-Gesetzbl. S. 591 — vorgeschriebenen Beschaffenheit, so muß in jedem Falle
die Sesamölreaktion noch deutlich eintreten. "
e) Nachweis von Baumwollsamenöl.
5 cem Fett werden mit der gleichen Raummenge Amylalkohol und 5 cem einer 1 prozentigen
Lösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff in einem weiten, mit Korkverschluß und weitem Steigrohre
versehenen Reagenzglas etwa ¼ Stunde lang im siedenden Wasserbad erhitzt. Tritt eine Färbung
nicht ein, so setzt man nochmals 5 cem der Schwefellösung zu und erhitzt von neuem 1¼ Stunde
lang. Eine deutliche Rotfärbung der Flüssigkeit kann durch die Gegenwart von Baumwollsamenöl
bedingt sein. «
f)BestimmungderVerfeifungszahl(derKöttstorferfchenZahl).
ManwägtbeiSchmalz2bis2,5g,beidenübrigenFetten1bis2gFettineinemKölbchen
aus Jenaer Glas von 150 cem Inhalt ab, setzt 25 cem einer annähernd ½ normal-alkoholischen Kali-
lauge hinzu, verschließt das Kölbchen mit einem durchbohrten Korke, durch dessen Offnung ein 75 cm
langes Kühlrohr aus Kaliglas führt. Man erhitzt die Mischung auf dem kochenden Wasserbade
15 Minuten lang zum schwachen Sieden. Um die Verseifung zu vervollständigen, ist der Kolbeninhalt
durch öfteres Umschwenken, jedoch unter Vermeidung des Verspritzens an den Kühlrohrverschluß, zu
mischen. Man versetzt die vom Wasserbade genommene Lösung mit einigen Tropfen alkoholischer
Phenolphthaleinlösung und titriert die noch heiße Seifenlösung sofort mit ½ Normal-Salzsäure zurück.
Die Grenze der Neutralisation ist sehr scharf; die Flüssigkeit wird beim Ubergang in die saure Reaktion
rein gelb gefärbt.
Bei jeder Versuchsreihe sind mehrere blinde Versuche in gleicher Weise, aber ohne Anwendung
von Fett auszuführen, um den Wirkungswert der alkoholischen Kalilauge gegenüber der ½ Normal-
Salzsäure festzustellen. ·
Aus den Versuchsergebnissen berechnet man, wieviel Milligramm Kaliumhydroxyd erforderlich
gindum genau 1 g des Fettes zu verseifen. Dies ist die Verseifungszahl oder Köttstorfersche Zahl
des Fettes.
g) Prüfung auf das Vorhandensein von Phytosterin.
Wenn die vorhergehenden Prüfungen darauf hinweisen, daß eine Verfälschung von Schmalz,
Talg und Oleomargarin mit Pflanzenölen stattgefunden hat, so ist die Untersuchung auf Phytosterin
anzustellen. Auch ohne diese Voraussetzungen ist die Prüfung auf Phytosterin so häufig auszuführen,
daß im Jahresdurchschnitte bei den genannten Fetten auf etwa 25 nach § 15 Abs. 6 der Ausführungs-
bestimmungen D bei einer Beschaustelle zur Untersuchung gelangende Proben außer den Prüfungen in
Verdachtsfällen noch je eine sonstige Prüfung auf Phytosterin entfällt.
Die Prüfung auf das Vorhandensein von Phytosterin ist in folgender Weise auszuführen:
100 g Fett werden in einem Kolben von 1 Liter Inhalt auf dem Wasserbade geschmolzen und
mit 200 cem alkoholischer Kalilauge, welche in 1 Liter Alkohol von 70 Volumprozenten 200 g Kalium-
hydroxyd enthält, auf dem kochenden Wasserbad am Rückflußkühler verseift. Nach beendeter Verseifung,
die etwa ½ Stunde Zeit erfordert, wird die Seifenlösung mit 600 cem Wasser versetzt und nach dem
Erkalten in einem Schütteltrichter viermal mit Ather ausgeschüttelt. Zur ersten Ausschüttelung verwendet
man 800 cem, zu den folgenden je 400 cem Ather. Aus diesen Auszügen wird der Ather abdestilliert
und der Rückstand nochmals mit 10 cem obiger Kalilauge 5 bis 10 Minuten im Wasserbad erhitzt,
die Lösung mit 20 cem Wasser versetzt und nach dem Erkalten zweimal mit je 100 cem Ather aus-
geschüttelt. Die ätherische Lösung wird viermal mit je 10 cem Wasser gewaschen, danach durch
ein trockenes Filter filtriert und der Ather abdestilliert. Der Rückstand wird in ein etwa 8 cem
fassendes zylinderförmiges, mit Glasstopfen versehenes Gläschen gebracht und bei 100° getrocknet. Der
erkaltete Rückstand wird mit 1 cem unterhalb 50° siedenden Petroleumäthers übergossen und mit einem
13