Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

148 Krieg 1866. Norddeutscher Bund (1867—1870). 
  
unserem Kronprinzen, der seit etlichen Monaten einen großen 
Entwickelungsprozeß durchgemacht und eine überraschende 
Selbstständigkeit erlangt hat, zwischen ihm und Ihrem Kron- 
prinzen ist einmal eine Störung vorgefallen, und die Sache 
wird nicht eher befriedigend enden, bis Ihr Kronprinz die 
Initiative ergreift und durch ein gutes Wort den Boden 
ebnet.“ (Was da vorgefallen war, ist nicht festzustellen. Etwas 
muß daran gewesen sein, da Fabrice, wie weiter unten zu 
lesen ist, auch darauf zu sprechen kommt.) 
Was in der letzten Annahme Nichtiges, ist mir natürlich 
unbekannt und ebenso wenig klar, welche Absicht von Wurmb 
bei seiner Mittheilung haben konnte, wohl muß ich aber 
sagen, daß die Verhandlung den Karakter großer Natür- 
lichkeit trug, und von Wurmb auch bereit schien, auf nähere 
Angaben einzugehen. 
Euer Königliche Hoheit werden vielleicht lächeln und staunen 
über die Offenheit und Kühnheit, mit der ich den ganzen 
Hergang referiert, der Nothstand ist aber groß und wie mir 
scheint das schlimmste zu befürchten, zumal unsere Truppen 
in den Briefen, die sie in die Heimath schreiben, über ihre 
Existenz außerordentlich klagen, und die Stimmung im Lande 
schon ungünstig wird. Ich bin ehrlich genug, dieß offen 
auszusprechen. Euer Königliche Hoheit, wie schwer Ihnen 
auch ein Gang nach Berlin fallen möge, wenn er zu einem 
erträglichen Frieden führt, würden Sie ihn im Interesse des 
Landes und unseres geliebten Königshauses gewiß thun. Das 
Unglück ist einmal da und die Aufgabe, es eben thunlichst 
zu lindern.“ 
Der Kronprinz hat auf diesen Brief sofort geantwortet, 
aber der Brief liegt mir leider nicht vor. Auch hat Albert 
gleich an Fabrice über die Sache geschrieben und ebenso 
seinem Vater Nachricht gegeben. Am 2. Oktober schrieb ihm 
Cotta über eine weitere Unterhaltung mit Wurmb: „Der 
Mann war dießmal etwas zugeknöpfter und stiller wie neu- 
lich (am 27.), vielleicht auch betreten darüber, daß seine Vor-
	        
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