Contents: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

hier eine nur etwa 300 m breite Stelle feststellen. 
Da das Land nur geringe Höhe einnimmt, könnte 
ähnlich wie in Jap eln Kanal oder wenigstens ein 
Bootsslip angelegt werden, vorausgesetzt, daß sich 
unter der Erdschicht kein Felsen befindet. Mas 
verließ mich mit seinen Leuten, und ich marschterte 
durch eln ziemlich coupiertes Terrain nach dem 
Distrikt Arekolong an der Nordküste von Babelsoap 
und schlug am Nachmittage mein Lager in einem 
Fischerhause auf einem langen Steindamm des Dorfes 
Jnbukel auf. Das Land fällt hier steil ab in das 
Meer, die Felswände bestehen aus mehr oder weniger 
dünnen Lagen, die parallel zuelnander gelagert sind 
und sich wie Aiphaltpflaster noch weit auf dem 
Meeresboden hinziehen. Mit Sonnenuntergang traf 
das Boot mit dem Gepäck ein, welches von Eibukes 
um die Nordspitze herumgesandt war, und gleich- 
zeitig eine Anzahl Fischerkanus mit viel Beute, von 
der den Polizeisoldaten reichlich überlassen wurde. 
Am 29. Juli wurde das Boot direkt nach 
Mologejok gesandt, während ich mir 3 Soldaten zu 
Fuß nach Angkaklau ging. Der Weg führte durch 
souder gehaltene Tabakfelder und Wiesen mit Futter- 
gras (in Jap Aterau genannt) wleder über die 
Landenge von Aréngel nach dem Dorfe Gol und 
von da teuweise durch Tarosümpfe, dann auf dem 
mit mächtigen, die Kokospalmen weit überragenden 
Kasuarinen bestandenen Sandstrand, der bei Hoch- 
wasser vom Meer bedeckt wird, nach dem Dorfe 
Golap an der Ostküste. 
Stellen die Felsen stell ins Meer, sie lassen aber 
telne einzelnen Lagen, sondern nur weiße Streifen 
erkennen. Von dem Dorf Golap führt der Pfad 
weiter am Meere entlang über die kleinen Piätze 
Ngersang und Aulima und wendet sich dann ins 
Innere durch die Dörser Ngarakamalil und Ngar- 
taramang. Das Terram wud dort sehr hägelig 
und ist mit Wlesen bedeckt, auf denen Ziegen weiden. 
Von einzelnen Stellen genleßt man schöne Fern- 
sichten. Dann geht der Pfad m zahllosen Schlangen- 
linten auf handbrelten Rücken, die em Europäer 
mit Schuhwerk nicht benutzen kann, er muß deshalb 
die Tarofümpfe bis an die Kniee durchwaten. Nach 
ununterbrochenem siebenstündigem Marsch wurde 
Angkaklau errelcht und gerastet. Es befindet sich 
hier das Haus eines bekannten Zauberes (Kalis), 
ein zwelstöckiger Bau mit schwarz-weiß-rot gestrichenen 
Balken und einem Kreuz auf der Frontscite. In 
den Fenstern des Oderstocks, beziehungsweise außer- 
halb derselben, sind roh geschnitzte Figuren angebracht, 
von denen elne mit Zylinderhut und nach oben 
gedrehtem Schnurrbart geschmückt ist. Der Kalis 
selbst trug das Haar kurz geschoren mit einem Bund 
um den Kopf und hatte in der Tat ein etwas 
gelsterhastes Aussehen. Mit diesen Zauberern, die 
mir ihren Ratschlögen einen nicht zu unterschätgenden 
Einfluß auf die Bevölkerung ausüben, hat die Ver- 
waltung immer noch zu rechnen. Ich habe schon 
früher bekannt gegeben, daß jeder gegen die Regierung 
50 
Auch hier fallen an einzelnen 
  
agitierende Kalis von den Palau verbannt würde, 
und es ist mit einer einzigen Ausnahme auch kein 
anderer Fall bekannt geworden; es liegt aber auf 
der Hand, daß bei der geringen Fühlung, die ich 
bei den seltenen Besuchen der Palau mit deren 
Bewohnern nur haben kann, das wenigste zu meiner 
Kenntinis gelangt. Ich hatte vor 3 Jahren eine 
Gelsterhütte erworben und an Bord des Schiffes 
einen schweren Sturm zu bestehen; das war von 
den Zauberern gleich als Strafe des Schicksals 
ausposaunt worden, und diesmal ist es mir ähnlich 
ergangen und wird jedenfalls auch ähnlich aus- 
genutzt werden. 
Von Angkaklau führt kein Pfad weiter nach 
Süden, so benugzte ich nach Eintritt der Flut ein 
Kanu und fuhr kurz vor Sonnenuntergumg nach dem 
Platz Mologeiok, den ich abends um 8 Uhr erreichte. 
Hier wurde ich von den Kapuzinern in freundlochster 
Weise ausgenommen. Den folgenden Tag hütete 
ich zur Schonung einer mir in Eibukes zugezogenen 
Wunde am Fußknöchel das Haus. Es erschienen 
dort alle zehn ehemaligen Polizeisoldaten von den 
Palau in ihrer ihnen mitgegebenen einfachen Uniform, 
augenscheinlich z2zehr erfreur über meinen Besuch und be- 
trachteten es als selbstverständlich, während meines 
gesamten Aufenthaltes unentgeltlich Dienst zu tun. 
Es war ein Vergnügen zu sehen, wie sie sich Ge- 
wehre geben ließen und wieder übten. Am 31. August 
besuchte ich die neue Station der japanischen 
Kaschinlo in Plisan und besah in strömenden Regen 
den Distrikt Mologejok. 
Da ein Weg nach dem Distrikt Eirei, den ich 
zu besuchen hatte, nicht führt, benußte ich am 
nächsten Morgen 6 Uhr ein Kanu, das mich in 
4 Stunden dorthin brachte. Nachmutag um 4 Uhr 
verließ ich Exel und kam nach fünfstündiger Kanu- 
fahrt auf der Insel Koror an, wo ich mich bei der 
zweiten Kapuzinerstatlon einquartierte. 
Am 3. und 4. August übernahm ich auf der 
Insel Maläkal, dem Sitz der bisherigen Polizei= 
station, das amtliche Inventar, die Bücher und die 
Kasse, welche von dem Sohne des verstorbenen 
farbigen Statlonsaufsehers in Verwahrung genommen 
war, und besuchte die japanischen Handelsfakroreien 
auf Maläkal. 
Die große Häuptlingsversammlung, welche für 
den 4. August in dem alten Gemeindehaus von 
Koror einberufen war, vereinigte die Vertreter 
samtlicher zur Gruppe gehöriger Inseln mit Aus- 
nahme von der südlichsten, Angaur, die durch eine 
breite, gefährliche Straße von der Hauptgruppe 
getrennt liegt und mit ihr nur seltene Verbindung 
unter Benutzung günstiger Winde unterhält. In 
der Versammlung wurde meine eigene Wahrnehmung 
über die Zunahme der Schlldlauskrankheit bestätigt 
und berichtet, daß selt der Aufforderung des Bezirks- 
amts 32 000 junge Palmen gepflanzt seren. Da 
diese Zabl viel zu gering ist, wurde angeordnet, daß 
zur Zeit des Vollmondes jeder Dorfvorsteher seinem
	        
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