Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1910. (37)

Nr. 6. 61 
Schwarzpulver wird in Fässern und in Kisten von 12⅛½, 25 und 50 kg Gewicht 
verpackt und zwar lose oder in Paketen von ½ und 1 kg Gewicht. 
2. Die Dynamite. 
Zu den Sprengstoffen mit rascher, zermalmender Gasentwicklung zählen die Dynamite 
(Gurdynamit, Sprenggelatine, Gelatinedynamit). Man versteht darunter alle diejenigen Spreng- 
stoffe, die größere Mengen des äußerst explosiven Nitroglyzerins (Nobel-Sprengöl) enthalten. 
Nitroglyzerin ist ein farb= und geruchloses, giftiges Ol. 
Nitroglyzerin sowie sämtliche Nitroglyzerin-Erzeugnisse besitzen die 
unangenehme Eigenschaft, daß sie schon bei + 6 bis 80 C., unter Umständen 
noch bei höherer Temperatur, gefrieren und in gefrorenem Zustande 
äußerst empfindlich gegen Stoß und Schlag sind. Heutzutage wird reines Nitro- 
glyzerin wegen seines für ein Sprengmittel weniger geeigneten flüssigen Zustandes nicht mehr 
in der Sprengtechnik verwendet, sondern es bildet den Ausgangspunkt für die verschiedenen 
Nitroglyzerinerzeugnisse. 
a) Gurdynamit. 
Nitroglyzerin wird in großen Mengen von porösen Substanzen aufgesaugt und dadurch 
gegen Stoß und Schlag weniger empfindlich. Als Aufsaugungsmittel eignet sich u. a. die 
besonders in der Lüneburger Heide in großen Mengen vorkommende Kieselgur. Mit Nitro- 
glyzerin getränkte Kieselgur stellt das Gurdynamit vor. Dieses bildet eine erdige, hellbraune 
Masse, die sich fettig anfühlt. Kleinere Mengen, am Feuer entzündet, brennen mit lebhaft 
leuchtender Flamme ab; bei der Verbrennung größerer Mengen können heftige Explosionen 
stattfinden. In feuchter Luft nimmt Gurdynamit nur wenig Wasser auf; gegen die Ein- 
wirkung von Wasser ist es aber empfindlich, da das Wasser das Nitroglyzerin verdrängt. 
Mit dem Nitroglyzerin teilt Gurdyndmit die Eigenschaft, schon bei höherer Temperatur 
(unter 13 Grad C.) zu gefrieren. Durch geringe mechanische Beeinflussungen von außen 
können bei gefrorenem Gurdynamit heftige Explosionen auftreten. Zur Verhütung von 
Gefahren einerseits und zur vollständigen Entwicklung der Sprengwirkung andererseits, muß 
gefrorenes Gurdynamit vor seiner Verwendung ausgetaut werden. Das Auftauen ist bei 
einer 40 Grad C. nicht überschreitenden Temperatur vorzunehmen, darf also nicht in der 
Nähe von offenem Feuer, Dampfkesseln, Dampfheizungen oder sonstigen Gegenständen, die 
eine höhere Wärme ausstrahlen, erfolgen. Die größte Sicherheit bieten elektrische Auftauapparate. 
Das Gurdynamit wird in Patronen mit einer Hülle von starkem Pergament= oder 
Paraffinpapier geliefert. Die Patronen liegen in Paketen von 2½ kg zusammen, von 
denen in der Regel je 10 in einer Kiste enthalten sind. Solche Originalkisten haben eine 
Länge von 40 cm, eine Breite von 28 cm und eine Höhe von 32 cm. 
12
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.