(277)
5) Selbst das reinste Speisewasser bildet beim Verdampfen einen erdigen Absatz, welcher,
besonders wenn das Wasser Kalksalze enthält, sich in einen den Kesselwänden, besonders am
tiefsten Theile des Kessels fest anhängenden Stein verwandelt, der die Mittheilung der Wärme
an das Wasser erschwert, die Consumtion an Brennmaterial vergrößert und die Abnutzung
der Kesselwand beschleunigt. Man muß daher den Kessel von Zeit zu Zeit sorgfältig reinigen,
damit der Kesselstein nicht überhand nimmt, sich aber dabei hüten, irgend ein Werkzeug, einen
Lappen u. s. w. im Kessel zurückzulassen, da solche Körper die Ansammlung des Kesselsteins
befördern. Sollte der Heizer bemerken, daß sich der Kessel wegen seiner Form nur unvoll-
ständig reinigen läßt; so hat er dem Eigenthümer dieses bemerklich zu machen. — Bei kalk-
haltigen Wässern ist ferner die Anwendung eines der bekannten, die Absetzung des Kessel-
steins verzögernden Mittel, z. B. das Einhängen eines mit gepulvertem Campecheholze gefüll-
ten Säckchens in den Kessel u. s. w. nicht zu unterlassen.
6) Beobachtet der Heizer, daß zwischen einem aufgeschraubten Deckel und dem Rande
Wasser entweicht, so soll er nicht während des Betriebs die Schrauben anziehen, weil da-
durch leicht das Springen der Deckelplatte bewirkt und Unglück verursacht wird. Erst nach
Aufhören der Arbeit dürfen die Schrauben angezogen werden.
7) Zweck der Sicherheitsventile ist, das Ansteigen der Dampfspannung auf einen der
Festigkeit des Kessels gefährlichen Grad zu verhindern; also ist es höchst gefährlich, das Ge-
wicht des Sicherheitsventils zu vermehren, den Hebelarm zu verlängern, oder gar durch Ver-
kittung, Festkeilung u. s. w. das Spiel des Ventils zu hindern. — Jedes Sicherheitsvemil
ist, um es im Gange zu erhalten, täglich wenigstens zweimal, einige Zeit lang weit genug
zu öffnen, daß der angegebene Zweck erreicht wird. — Zuweilen kommt es vor, daß ein
Ventil, nachdem es geöffnet worden, nicht wieder ganz schließen will und selbst unter der
normalen Spannung Dampf entweichen läßt; genügt es dann nicht, wenn man kurze Zeit
die Hand auf das Ventil legt, um es zu schließen, so ist dieses Dampfentweichen ein Zeichen,
daß das Ventil gereinigt und abgedreht werden muß. Durch Ueberlastung darf man sich
durchaus nicht helfen.
8) Das Manometer ist der wahre Führer des Heizers. Es steht durch ein Nohr, in
welchem ein Hahn angebracht ist, mit dem Dampfraume des Kessels in Verbindung. Man
pflegt, obgleich dieß bei gut construirten Manometern unnöthig ist, diesen Hahn zu schließen,
wenn die Arbeit aufhört. Man muß sich stets hüten, diesen Hahn zu rasch zu öffnen, weil
dadurch leicht ein Theil des Quecksilbers, je nachdem der Druck im Kessel stärker oder schwä-
cher ist, als außerhalb, nach außen oder innen aus dem Instrumente herausgedrückt wer-
den kann.
9) Der Heizer hat häufig die Vorrichtungen zu beobachten, welche den Wasserstand im
Kessel anzeigen; — hat dafür zu sorgen, daß die Wasserstandsröhren immer rein und klar,
frei von Verstopfungen sind und daß die Schwimmer frei spielen; Wasserstandshähne hat er
oft spielen zu lassen, ohne sich auf die Angaben derselben allein zu verlassen. Nach Angabe
1849. 49