gebilligten umfassenden Plan zur Verstärkung der deutschen Wehr-
kraft unter Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht vor. Der
Plan, der die dreijährige Dienstzeit der Infanterie fortbestehen
ließ, sollte allmählich verwirklicht werden. Der erste Schritt dazu
war die Vorlage vom Frühjahr 1890 auf Vermehrung der Friedens-
präsenz um 18000 Mann, Erhöhung der Zahl der Infanterie-
bataillone, der Feldartilleriebatterien usp. Aus den Militärdebatten
des Reichstages gewann Caprivi den Eindruck, daß der ganze
Plan auf diese Weise, d. h. ohne Abkürzung der Dienstzeit, nicht
durchzuführen sei. Die inneren Schwankungen, die sich daraus
ergaben, kamen auch in gewissen Widersprüchen in den Reden
des Reichskanzlers und des Kriegsministers zum Auedruck. Mit
Mühe und Not erhielt die Regierung die 18“000 Mann und die
geforderten Kadres. Wie sein Vorgänger war der neue Kanzler
der festen Uberzeugung, daß eine wirksame Fortführung der deutschen
Politik die volle Ausnützung der deutschen Wehrkraft unbedingt
erfordere; das Reich dürfe sich nicht nur von keinem anderen
Staate militärisch überflügeln lassen, es müsse sich auch stark für
die Gefahr eines Krieges mit mehreren Fronten machen. Zur
Verminderung der erforderlichen Opfer durch Abkürzung der Dienst-
zeit waren zunächst erhebliche militärische Bedenken zu überwinden.
Es wurden die eingehendsten Erwägungen und praktischen Versuche
darüber angestellt, ob die Abkürzung der Dienstzeit der Infanterie
ohne Schädigung der Güte der Truppen möglich sei. Im Sommer
1892 waren der Kanzler Graf Caprivi, der neue Kriegsminister
v. Kaltenborn und der neue Chef des Generalstabes, Graf Schlieffen,
geradeso einer Meinung über das Ziel und den Weg dahin, wie es
seinerzeit Fürst Bismarck, v. Verdy und Graf Waldersee waren.
Für jeden von ihnen war die zweijährige Dienstzeit das beste
Mittel zu dem Zwecke, die allgemeine Wehrpflicht durchzuführen,
die Feldarmee durch Erhöhung des jährlichen Rekrutenkontingents
zu verjüngen und die älteren Jahresklassen von dem Dienst im
Bewegungskriege möglichst zu befreien.
In der Presse wurde hier und da während der Vorbereitung
der Vorlage befürwortet, die Regierung möge auf den ganzen Plan
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