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würde dies nicht nur nicht zum Nachtheile der dortigen Schweine-
zucht, sondern weit eher zum Vortheile derselben geschehen sein.
Aber selbst angenommen, daß eine solche Verkreuzung nicht nur
in Kipfenberg, sondern in allen jenen Bezirken Mittelfrankens,
welche fast jedes Jahr von dieser verderblichen Seuche heim-
gesucht werden, stattgefunden hatte — was übrigens schon aus
dem Grunde nicht als Ursache des so häufigen Auftretens frag-
licher Krankheit angesehen werden kann, weil dieselbe schon
lange vorher bekannt war, ehe man an eine Kreuzung dachte,
und weil sie ebenso häufig in solchen Bezirken vorkommt, in
welchen notorisch Schweinezucht getrieben wird, insoferne nur
die sonstigen Bedingungen ihrer Entwickelung gegeben sind, —
so ließe sich gar nicht absehen, wie auf dem von Dr. Schaller
vorgeschlagenen Wege diesem Uebel abgeholfen werden soll.
Derselbe will nämlich, daß eine neue ächt deutsche oder auch
ausländische Rage eingeführt werden soll. Diese eingeführte
neue Rage müßte aber nothwendig mit der schon vorhandenen
wieder gekreuzt werden, es würden somit die gegenwärtigen
Bastarde nur noch mehr verbastardirt und das, was vermieden
werden soll, nur in noch höherem Grade herbeigeführt. Sollte
der Antrag aber etwa dahin zielen, daß alle vorhandenen
Schweine des Bezirkes Kipfenberg völlig auszurotten seien, daß
man mehrere Thiere beiderlei Geschlechtes einer gewählten
Race kommen und diese unter sich so lange paaren ließe, bis
die Normalzahl dieser Thiergattung wierer hergestellt wäre:
dann würden sich die Schweinezüchter, die jetzt gezwungen
wären, ein paar Jahre lang auf die ihnen aus der Haltung
dieser Thiere erwachsenden Vortheile zu verzichten, und die die-
selben auch jetzt nur zu ungewöhnlich hohen Preisen erwerben
könnten, wahrscheinlich gegen ein solches Experiment verwahren,
bei dessen Ausführung man ebenso große Gefahr, wie bei dem
Ersten laufen würde, indem sich die neueingeführte Rage ja
gleichfalls erst akklimatisiren müßte und sehr leicht, ehe dieses
geschehe, der Seuche verfallen könnte. Die wahre veranlassende
Ursache der Milzbrandbräune und jeder andern Milzbrandform
liegt in einem eigenthümlichen aus der Zersetzung organischer,
sowohl animalischer als vegetabilischer Körper sich entwickelnden
Miasma, dessen Bildung durch feuchte Wärme vorzüglich be-
günstiget, und das sich stets nur auf nicht durchlassendem Boden,
oder doch auf solchem durchlassenden Boden, der in nicht
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