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§. 2.
Die ursprüngliche Entwickelung des Notzes erfolgt häufig
durch einen Zusammenfluß von schädlichen, vorzüglich die Ver-
dauungsorgane schwächenden, die Säfte verderbenden Einflüssen,
oder durch unzweckmäßige Behandlung einer ganz gutartigen
Drüse. Vollends vernachläßigt geht sie dann in die bösartige
Drüse und zuletzt in den wahren Rotz über.
§. 3.
Durch Ansteckung erfolgt die Krankheit, sobald ein gesundes
Pferd von einem rotzigen Pferd durch unmittelbare längere
Zeit fortgesetzte Berührung mit dessen Nasen-Ausfluß, Speichel
oder Urin u. s. w. im frischen Zustande beschmiert wird.
Vorzugsweise ist aber die Schleimheit der Nase für Aufnahme
des Rotzgiftes empfänglich.
Hieraus ergibt sich, daß die Ansteckung der gesunden
Pferde nicht allein in dem Stande, in welchem ein rotzkrankes
Pferd gestanden, sondern auch durch Kleidungsstücke der Pferde-
Wärter, Tränk= und andere Geschirre, Getränke, Futter und
Streu geschehen kann.
8. 4.
Der ursprünglich entwickelte Rotz ist meistens so lang-
wierig, daß er Jahre lang dauern kann, und die Zufälle dabei
oft wechseln, bis endlich ein solcher Grad der Uebersäftigkeit
herbei geführt wird, daß das Thier daran zu Grunde geht;
der angesteckte Rotz dagegen hat einen ungleich schnelleren Ver-
lauf, da er meistentheils eine sehr bösartige rotzige Lungen-
entzündung erregt, welche das Thier tödtet.
8. 5.
Die Krankheit selbst ist an folgenden Haupt-Kennzeichen
erkennbar:
a. meist einseitige Aufschwellung und Verhärtung der Lymph-
drüsen im Kehlgang, welche dabei unempfindlich gegen den
Druck und fest anliegend sind,
b. klebriger Ausfluß aus der Nase, welcher gelb, grünlich und
bräunlich, zuweilen mit Blutstreifen durchzogen und mit
Knochenstückchen durchmengt ist, und in der Regel nur aus
einem Nasenloche statt findet,
C. kleine, gelblichweiße, feste Knötchen auf der Nasenschleim-
haut, welche bald erweichen, aufplatzen und dann um sich
fressende und sich einhöhlende Geschwüre bilden, welche