Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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Zur Vorbercitung der Ansiedelung erscheint 
es ferner nöthig, daß eine kleine Polizeitruppe 
in dem Lande stationirt wird. Dieselbe soll 
nicht etwa zum Schutze gegen Feindseligkeiten 
der Eingeborenen, sondern lediglich zur Abwehr 
zudringlich bettelnder und diebischer Hotten- 
totten, welche sich im Lande umhertreiben, be- 
stimmt sein. Für diesen Zweck würden fünf 
Mann unter Leitung eines zuverlässigen Unter- 
offiziers genügen. 
Erst nachdem diese Vorbereitungen getroffen 
worden sind, würde mit der Ansiedelung zu 
beginnen sein. 
Für die Kolonisirung des Landes sind 
einzelne Personen weniger geeignet; am besten 
ist es meiner Ansicht nach, wenn Bauern mit 
ihren Familien, Knechten und Mägden in das 
Schußgebiet übersiedeln. Da die Reise, die 
Einrichtung der Niederlassung, die Beschaffung 
der nöthigen Geräthschaften, des Viehes, der 
Gespanne bedeutende Kosten verursacht, so find 
mittellose Ansiedler nicht zu gebrauchen. Ein 
Vermögen von einigen Tausend Mark, wic es 
die nach Nord-Amerika oder Brasilien aus- 
wandernden Familien häufig besitzen, würde 
genügen. · 
Mit der Ansiedelung muß selbstverständlich 
langsam und vorsichtig zu Werke gegangen 
werden. Im ersten Jahre ist mit wenigen 
Familien zu beginnen, im folgenden Jahre ist 
ein weiterer Zuzug zu gestatten und allmälig 
erst würde zu weitergehenden Kolonisirungen 
überzugehen sein. 
Für den ersten Anfang halte ich die Ge- 
genden am großen Fisch-Fluß für am meisten 
geeignet, weil sie sich durch gute Bodenver= die Expedition vom Regierungsarzt Dr. Wicke 
hältnisse auszeichnen und weil daselbst keinerlei 
Störungen durch Eingeborene zu befürchten 
sind. Jene Gegenden würden für mehrere 
Hundert Familien mit Knechten 2c. genügen, 
während das gesammte Land zwischen Swachaub 
und dem 26. S-Br. vielen Tausenden deutscher 
Arbeiter Aufnahme gewähren kann. 
Seollten diese Vorschläge Verwirklichung 
sinden, so wäre davon auch im allgemeinen 
Interesse des Schutzgebietes Nutzen " zu er- 
warten. Ebenso wie in der Kap-Kolonie, wird 
auch in dem deutschen Schutzgebiete der Ver- 
kehr erst dann wirklichen Aufsschwung nehmen, 
wenn die einheimische Produktion gehoben und 
gleichzeitig der Gebrauch enropälscher und an- 
derer Erzengnisse vermehrt wird. Darüber, 
welche Bedeutung dem Mineralreichthum des 
Landes beizumessen ist, habe ich kein Urtheil. 
Sicher möchte es aber sein, daß eine Besiedelung 
auch in dieser Beziehung zur Exploration des 
Landes beitragen wird. Auch in Transvaal 
sind die reichen Lager von Gold und Edel- 
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steinen nicht durch wissenschaftliche Expeditionen, 
sondern durch Bauern entdeckt worden, welche 
Viehzucht trieben oder ihren Grund und Boden 
bebauten. 
Politisch dürfte sich die Besiedelung von 
Namaqua-Land endlich nicht minder nützlich 
erweisen, einmal, weil dadurch die unruhigen 
Stämme des Nordens und Südens von ein- 
ander getrennt und sodann, weil die Kolonisten 
in einigen Jahren eine Macht bilden werden, 
welche bei Unruhen unter den Eingeborenen 
erheblich ins Gewicht fallen kann. 
Expedition in das Dinterland des Togogebietes 
und Anlage einer Station daselbst. 
Der interimistische Kaiserliche Kommissar 
des Togogebietes, v. Puttkamer, hat im 
Februar und März d. J. eine größere Reise 
im Schutzgebiete unternommen, welche 26 Tage 
dauerte und den Zweck verfolgte, durch Be- 
sprechungen mit verschiedenen Stammeshäupt- 
lingen und Ausgleich von Zwistigkeiten der 
Eingeborenen untereinander, die Sicherheit der 
Handelsstraßen zu befestigen. Gleichzeitig be- 
absichtigte der Kaiserliche Kommissar, einen ge- 
eigneten Ort für die an der Westgrenze des 
Schutzgebietes zu begründende neue wissen- 
schaftliche Station ausfindig zu machen. 
Die Expedition bestand aus den noth- 
wendigen Führern und Dolmetschern, etwa 
100 Trägern und einer Eskorte von 
48 Haussahs unter Führung des Polizei- 
  
meisters v. Piotrowski. Begleitet wurde 
welcher während der Reise, wo es die Zeit 
zuließ, die Kranken unter den Eingeborenen 
behandelte und dabei interessante ärztliche 
Studien zu machen Gelegenheit hatte. Auch 
bei Auswahl der Station wirkte Dr. Wicke 
insofern mit, als die Lage derselben vom 
sanitären Standpunkte aus zu prüfen war. 
Die Expedition brach am 16. Februar d. J. 
von Sebbe aus auf und verfolgte die große 
Handelsstraße, welche von Lome aus Über 
Towe, Kewe und Agotime nach Agome und 
über das Gebirge weiter ins Iunnere führt. 
Der Zweck der Expedition wurde vollständig 
erreicht. Die verschiedenen Häuptlinge zeigten 
sich sehr entgegenkommend. 
In Kpetoe, der Hauptstadt Agotimes, 
schenkte der Häuptling dem Kommissariat ein 
am Todji-Fluß sehr günstig gelegenes Stück 
Land. Dasselbe würde sich nach Ansicht des 
Kaiserlichen Kommissars zur Anlage einer 
Missionsstation vortrefflich eignen. Der 
Platz liegt hoch und schattig am fließenden
	        
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