Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

fast göttliche Verehrung. 
aus Freundschaft, sondern um ihnen einen 
hohen Begriff von dem Reichthum und der 
Bedeutung des Monarchen zu geben. Aber 
man lebe im Lande, bis der Reiz der Neuheit 
vorüber und die Gastfreundschaft nachgelassen 
hat; man äußere sein Entsetzen über die bar- 
barischen Gebräuche selbst bei Hofe, man ver- 
damme die herrschende Verrätherei, Lügen- 
haftigkeit, Wollust, Grausamkeit und den Mord 
— dann ist der Zauber gebrochen, und der 
Charakter des Volkes zeigt sich in seinem 
wahren Lichte. Statt Gastfreundschaft Haß, 
statt Brot und Nahrung die Aussicht zu ver- 
hungern; man wird als Spion verschrieen, man 
wird beschuldigt, fremde Gebräuche einzuführen 
und die nationalen Einrichtungen und religiösen 
Anschauungen zu untergraben. Massenhin- 
richtungen der eigenen Unterthanen, Raubzüge 
gegen die Nachbarn, Sklavenfang und Grau- 
samkeiten sind an der Tagesordnung.“ 
Es ist zuweilen behauptet worden, daß 
die von den Eingeborenen in Afrika selbst 
bereiteten berauschenden Getränke verhältniß- 
mäßig unschädlich seien. Mackay äußert sich 
darüber wie folgt: „Wie oft trage ich beim 
Passiren vieler Gebiete in mein Journal ein: 
„Der Trunk ist der Fluch Afrikas! Useguha, 
Usagara, Ugogo, Usukuma, Ukerewe und Uganda 
dazu — man mag hingehen, wohin man will, 
man findet jede Woche, ja, wenn Korn reichlich 
vorhanden ist, jede Nacht Männer, Weiber 
und Kinder bis zum Säugling herab taumelnd 
vom Alkoholgenuß.. Auf Zanzibar wird ein 
schlechter Schnaps aus Zuckerrohr in Kokotoni 
gebraunt und von jedem Hindu, Banianen und 
Goahändler in sämmtlichen Küstenstädten zum 
Ruin der Suahelirasse im Kleinhandel ver- 
schenkt. — Die Wanika zapfen den Kokosnuß- 
halmen ein, bis jedes Dorf, das ich durchzog, 
selbst am frühen Morgen, in Trunkenheit ver- 
sunken schien. Im Binnenlande dient Korn 
zur Bereitung des berauschenden Getränkes 
— Mtamo vertritt im Allgemeinen das Malz — 
in Ermangelung desselben wird eine kleine Hirse- 
art, Mavere, verwendet, wobei der Alkohol- 
gehalt häufig durch Zusatz von Honig erhöht 
wird. An den Gestaden des Viktoria-Nyanza 
sind Plantanen reichlich vorhanden, aus welchen 
ein Wein bereitet wird, dessen Genuß König 
und Volk in Trunkenheit vereint." 
Auf sonstige für uns interessante Bemer- 
kungen näher einzugehen, fehlt hier der Raum. 
Dieselben betreffen u. A. die Verwerthung der 
Dampfkraft für den Transport zu Lande und 
zu Wasser (Mackay hatte bereits in Kagei 
349 
Fremde sind bei 
kurzem Besuche gut behandelt worden, nicht 
  
  
am Südufer des Viktoria-Sees eine Maschine 
für einen Dampfer zusammengesetzt), das reiche 
Gedeihen der Baumwollstaude am Viktoria- 
See, die klimatischen Verhältnisse, Emin, 
Dr. Junker und Stanley, welcher einige 
Zeit bei Mackay in Msalala verweilte. 
Im Inneren Afrikas. Die Erforschung des 
Kassai während der Jahre 1883, 1884 und 
1885. Von Hermann v. Wissmann, 
Ludwig Wolf, Kurt v. Frangois, 
Hans Mueller. Leipzig, F. A. Brock- 
haus 1891. Preis 12 M. 
Das in seiner ersten Auflage 1888 er- 
schienene Werk der Expedition der vier deut- 
schen Forscher im Kassaigebiet liegt nunmehr 
in zweiter Auflage vor, ein Beweis, daß das 
anuregende und inhaltreiche Buch in seiner mit 
militärischer Ordnung und Klarheit verfaßten 
Schreibweise einen guten Anklang gefunden 
hat. Der größere Theil des Werkes, welches 
die Beschreibung der Erlebnisse und wissen- 
schaftlichen Ergebnisse der ergebnißreichsten bis 
jetzt im südlichen Kongobecken unternommenen 
Expeditionen zum Vorwurf hat, stammt aus 
der Feder des tiefbeklagten Dr. L. Wolf, der 
sich damit selbst ein dauerndes Denkmal in 
der Reiseliteratur gesetzt hat. Aber auch die 
Einzelexpeditionen der anderen Mitglieder, die 
Reise Muellers zu Muata-Kumbana, der 
Zug v. Frangois'“ zu Mona-Tenda haben 
den ihnen gebührenden Raum in dem Ge- 
sammtbilde der Thätigkeit der Expedition zu- 
gewiesen erhalten. Besonders werthvoll ist 
das Buch durch die zahlreichen in demselben 
enthaltenen ethnographischen Angaben. Denn 
bei dem auch in diesen Gebieten rasch vor sich 
gehenden Eindringen der Civilisation, welche 
baum an und saugen den Saft mit Stroh- mit den alten Gebräuchen, Eigenthümlichkeiten, 
Sitten und Trachten der Eingeborenen er- 
barmungslos aufräumt, ist kein Tag zu ver- 
lieren, um der Nachwelt wenigstens noch die 
Ueberlieferung von dem Wesen und der Lebens- 
weise der verschiedenen am oberen Kassai 
sitzenden Stämme zu retten. 
–3 
v. Höhnel, Ostäquatorial-Afrika zwischen 
Pangani und dem neuentdeckten Ru- 
dolf-See. Ergänzungsheft Nr. 99 zu 
Petermanns Mittheilungen. Gotha, Justus 
Perthes. Preis 4 M. 20 Pf. 
In diesem Heft sind die Ergebnisse einer 
Forschungsreise niedergelegt, welche in den 
Jahren 1887 und 1888 in Ostäquatorial- 
Afrika auf Kosten und unter der Führung des
	        
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