Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

große Zukunft und fügt hinzu, 
sachverständiger Seite versichert worden, 
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daß ihm von 
das « 
Ricinusöl werde, wenn die Preise erst niedriger 
geworden seien, mit der Zeit alle anderen Oel- 
pflanzen verdrängen. 
Anleitung zur Anpflanzung und Behandlung 
von Dattelpalmen. 
Ueber die Kultur und die Anpflanzung von 
Dattelpalmen gehen uns von einem Kenner 
nähere Mittheilungen zu, welche wir im An- 
schluß an unseren früheren Artikel über die Kultur 
dieses Baumes (S. 202 bezw. 321 des vorigen 
Jahrgange) nachslehend veröffentlichen. 
Die Anpflanzung geschieht durch Wurzel- 
schößlinge, welche am Juße des Mutterstammes 
zahlreich sprießen und Geschlecht und Spiel- 
art des letzteren fortpflanzen. Die Anpflan= 
zung durch Kerne empsiehlt sich nicht, da die- 
selben merkwürdiger Weise weder Geschlecht 
noch Qualität der Mutterfrucht vererben. Die 
aus ihnen gewonnenen Bäume zeigen Neigung 
zu degencriren und im Allgemeinen nur geringe 
Fruchtbarkeit. 
Jec länger der Wurzelschößling am Mutter- 
stamme bleibt, desto größer wird seine Anwart- 
schaft auf späteres gutes Fortlommen. Doch 
dars man nicht so lange warten, 
Blüthen treibt, was etwa im sünften Jahre 
geschieht. Am besten wird er etwa nach 
drei Jahren vom Stamme getrennt und 
verpflanzt. 
Soweit die zahlreich vorhandenen Schöß- 
linge nicht zur Fortpflanzung dienen sollen, 
thut man gut, den Stamm davon zu säubern, 
um seine Kräfte und Säste nicht zu vergeuden. 
bis er selbst 
wird sie mit einem Holzgestell umgeben und 
über dieses eine Strohmatte gebreitet. 
Die Bodenbeschaffenheit ist von unter- 
geordnecter Bedeutung. Es genügt, wenn sie 
der Palme nur gestattet, Wurzel zu fassen. 
Ist hierbei lockerer Boden wohl günstiger, so 
kommt sie doch auch auf steinigem Boden fort. 
Selbst die chemische Beschaffenheit des Bodens 
ist ziemlich gleichgültig. Die besten und feinsten 
Früchte reifen in gleicher Weise in guter Garten- 
erde, wie im Wüstensande und auf steinigem 
Grunde. Immerhin kann der Fruchtertrag 
durch Düngung jedweder Art gesteigert werden. 
Heißer Dünger (von Pferden, Kamcelen 2c.) 
darf jedoch nicht direkt mit den Wurzeln in 
Berührung kommen, und bei jungen Pflan- 
zen wird in den ersten drei Jahren 
überhaupt von der Düngung abgesehen, da 
die zarten Wurzeln sehr empfindlich sind. 
Im Flußgebiet des Rhir erhalten die 
Bäume Dünger in etwa zehnjährigen Zwischen- 
räumen, doch ist es besser, wenn dies öfter 
geschehen kann. 
Eine Versetzung der Pflanzen istthun- 
lichst zu vermeiden, da sie ohne Beschädi- 
gung der weit verzweigten Wurzeln nicht aus- 
führbar ist. Es empfiehlt sich deshalb, die 
Schößlinge nicht zu nahe bei einander anzu- 
pflanzen. Eine ausgewachsene Palme erfordert 
mit ihren weit ausgedehnten Zweigen großen 
Spielraum. Das Astwerk einer Palme darf 
nicht wie bei anderen Baumarten in den Nachbar- 
bamm hineinwachsen, sondern Luft und Sonne 
müssen freien Zutritt zu jeder einzelnen Baum- 
krone haben. Deshalb müssen die Bäume 
etwa fünf bis sechs Meter von cinander ent- 
sernt bleiben, so daß ungesähr 300 Bäume auf 
cinen Hektar zu stehen lommen. 
Dies gilt besonders für die nur in geringer 
Anzahl ersorderlichen männlichen Bäume, von 
welchen je einer mit seinen Blüthen zur Be- 
fruchtung von eiwa hundert weiblichen Bäumen 
ausreicht. 
Der abgetrennte Schößling erhält 
sofsort seinen dauernden Plaß. Die Ein- 
pflanzung, bei welcher reichliches Wasser zu 
verwenden, geschieht gegen Sonnenuntergang, 
oder wenigstens bei bedecktem Oimmel. Sie lann 
zu jeder Jahreszeit erfolgen, doch sind die 
Monate zu bevorzugen, in welchen der 
Boden (nicht die Luft) die meiste Feuch 
tigkeit aufweiist. 
Die Anfangszucht in Töpfen oder Mist- 
beeten bietet eher Gefahr als Vortheil. 
Schuhvorrichtungen gegen Sonnenbrand 
und Witterungsunbilden sind nicht erfor- 
derlich. Nur wo die Palme später als Zier- 
p#flanze in geschlossenen Räumen dienen soll, 
In den Oasen 
der Sahara, wo die Nebenkulturen, Oliven 2c., 
eine große Rolle spielen, rechnet man auf 
einen Heltar nur 100 Palmen mit einem 
Durchschnittsertrag von 7000 kg Datteln. Die 
weite Entsernung der Bäume unter einander 
erheischt besonders in den ersten Jahren, wo die 
Pilanzen noch wenig Raum einnehmen, die früher 
erwähnten Nebenkulturen, für welche später die 
pflanzen 
Datteltronen zugleich wohlthätigen Schutz gegen 
Sonnenbrand bieten. Als Nebenkulturen sind 
möglichst solche Pflanzen zu bevorzugen, welche 
den Voden beschatten und Feuchtigteit ver 
tragen. Sie dürfen niemals die jungen Dattel- 
überragen! Feigenbäume, Oliven, 
Bananen 2c. dürfen deshalb erst gepflanzt 
werden, wenn die Dattelkronc einc gesicherte 
Höhe erreicht hat. Bis dahin muß man sich 
mit niederen Pflanzen (Melonen 2c.) begnügen. 
Bei aller sonstigen Bescheidenheit verlangt 
die Palme doch sehr viel Wasser, große
	        
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