Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

erhabenen Puntten und der stark angewachsene 
Handelsverkehr mit Wagenladungen von Gütern 
aller Art längs der großen Route nach Norden 
und Nordosten zeugen von dem neuen Loben, 
welches die Aussicht auf ungeahnte Reichthümer 
der Goldfelder Maschona-Lands entfaltet hat." 
Die Einnahmen beliesen sich in den sechs 
Monaten vom 1. April bis 30. September 1890 
auf 13913 Pfd. Sterl. gegen 5558 Pfd. Sterl. 
im gleichen Zeitraume des Vorjahres. Sie 
stammten namentlich aus der Hüttensteuer 
(1172 Pfd. Sterl.), Telegraphengebühren (11111 
Pfd. Sterl.), Landrenten (2097 Pfd. Sterl.) 
und Landverkäufen (2836 Pfd. Sterl.). 
Andererseits sind auch die Ausgaben er 
heblich gestiegen. Sie beliefen sich während 
der sechs Monate vom 1. April bis 30. Sep- 
tember 1890 auf 69 3330 Pfd. Sterl. gegen 
17572 Pfd. Sterl. im gleichen Zeitraume des 
Vorjahres. Sie überstiegen also in dem er 
wähnten Halbjahre die Einnahmen um 55 417 
Pfd. Sterl. Der Fehlbetrag wird von Eng- 
land gedeckt, welches in das Budget des laufenden 
Etatsjahres 80 000 Pfd. Sterl., also eiwa 
1 750 000 Mart Zuschuß für Betschnang Land 
eingestellt hat. 
Von den Ausgaben entfällt bei Weitem 
der größte Theil auf die Polizeitruppc, welche 
eine Stärle von 22 Offizieren, 39 Unteroffi 
zieren und 375 Mann besict, wozu noch ein 
kleines Kontingent eingeborener Soldaten tritt. 
Die Truppe besitzt 7 Feldgeschütze (7.Pfünder), 
2 Nordenfeldt Geschütze und 1 Maxim Kanone. 
Der Pferdebestand belief sich auf 320. Der 
selbe mußte neu ergänzt werden, da fast alle 
Pferde im Laufe des Berichtsjahres der Pferde 
trankheit zum Opser gefallen waren. Letztere 
wird, wie belannt, auch in unserem südwest 
afrikanischen Schutzgebiete verhänguiswoll, so- 
fern die Pferde nicht während der krilischen 
Zeit nach solchen Plätzen gebracht werden, 
welche erfahrungsmäßig von der Krankhcit ver 
schont bleiben.. Ob die Einführung von 
Kamcelen von Erfolg begleitet sein würde, be 
zweiselt Administrator Shippard, da in ganz 
Betschnana-Land die Kälte in den Winter 
nächten beträchtlich ist und ost große Tempe- 
raturunterschiede unvermittelt eintreien. 
Auch in Betschnang Land haben die Eng 
länder das System befolgt, gewisse Landstrecken 
den Eingeborenen vorzubehallen (Eingeborenen 
Reserven!), während das übrige Land den 
Weisen crässnet wird. Während nun der 
Juspektor dieser Eingeborenen Reserven der 
Meimung ist, daß letztere nicht ansreichend be- 
messen seien, wendet sich Nr. Shippard gegen 
diese Ansicht. Er hält für zweckmäßig, 
wenn die Eingeborenen des 
( 
190 
  
Belschuana-Landes, 
welche noch mehr wie andere Afrikaner die 
Arbeit verabscheuen und mit Vorlicbe ihre 
Frauen für sich arbeiten lassen, gezwungen 
werden, bei den Farmern zu arbeiten, welche 
an Arbeitern Mangel leiden. 
Titterarische Besprechungen. 
Handbuch der geographischen Ortsbe- 
stimmungen auf Neisen zum Gebrauch 
für Geographen und Forschungsreisende 
von Dr. W. F. Wislicenius. Leipzig, 
W. Engelmann. 1891. 
Esr ist eine leider unleugbare Thatsache, 
das die von Forschungsreisenden heimge- 
brachten astronomischen Ortsbestimmungen, so 
sern sie nicht von eigentlichen Fachlenten her 
rühren, nur m sehr seltenen Fällen den an 
sie zu stellenden Ansvrüchen genügen und daß 
auf leinem Sperialforschungsgebiet die für 
den Erwerb der nöthigen Instrumente und 
Hülsomittel ausgewandten Gelder meist in so 
schreiendem Mißverhältniß zu den erzielten 
Resultaten stehen, wie auf diesem. Häufig wird 
die Notirung gewisser, für die Berechnung 
absolut nöthiger Angaben unterlassen, so dasß; 
letztere ganz unmöglich wird: oder es werden 
Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen, deren 
ohne wesentlichen Mehraufwand von zeit und 
Mühe mögliche Berücksichtigung erheblich bessere 
Ergebnisse geliesert haben würde. Daher 
lommt ers, daß meist die gewonnenen Resultate 
in teinem Verhälmiß zu den ausgewandten 
Opsern an Geld, heit und Mühe siehen. Von 
verschierdenen Antoren ist der Versuch gemacht 
worden, diesem leidigen Uebelstand durch 
Herausgabe von Auleitungen zur Anstellung 
geographischer Ortsbestimmungen abgzuhelsen. 
Der Versasser des vorliegenden Buches hat 
sicher Recht, wenn er in der Einleitung 
ausführt, daß alle bis jetzt erschienenen 
Schriften, welche dieses Ziel anstreben, das 
selbe nicht erreicht haben, sei es weil sie für 
den Nichtfachmann zu umsangreich und schwer 
verständlich, sei es weil sie zu unvollständig 
sind. Ior. Wislicenius hal nun versucht, 
den goldenen Mittelweg zu finden und auf 
209 Seiten aller das zusammenzustellen, was. 
seiner Ansicht nach zu dem gewünschten Ziele 
führen soll. Neben den Grundbegriffen der 
sphärischen Astronomic wird die Thoorie 
sowic die Vehandlung des Sertanten und 
Theoduliten, die Methode und Berechnung 
der Orts und Zeitbestimmungen in recht 
llarer und faßlicher Weise gelehrt und durch 
stete Verweisungen anf die größeren Lehr
	        
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