Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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haben und glauben Genüge gethan zu haben, 
wenn die betreffende Drogue in irgend einer 
Verfassung zur Versendung lommt. 
Ties ist umsomehr zu bedauern, als in 
dieser Weise besonders häufig neue Drognen 
in einer solchen Verfassung hier anlangen, 
daß sie zu chemischen und physiologischen 
Arbeiten völlig untanglich sind, während gar 
manche werthvolle Bereicherung unseres Arzuei. 
schatzes stattfinden könnte, wenn der Sammler 
irgend eines bei Eingeborenen hochangesehenen 
Heilmittels mit etwas mehr Sorgfalt und 
Sachkenntniß zu Werke ginge. Häufig hatte 
ich Gelegenheit, Kisten auspacken zu sehen, die 
von sernen Ländern kamen und interessante 
Neuheiten enthalten sollten. Ließ schon die 
schlechte Beschaffenheit der äußeren Verpackung 
Verdacht aufkommen, so ist man völlig ent 
täuscht, wenn der Inhalt aus lauter Moder 
und Schimmel besieht. Verschiedene Drognen 
waren eben wie Kraut und Rüben in frischem 
Zuslande in die Kiste verpackt, ohne vorher 
getrocknet oder überhaupt mehr als in Blätter 
oder schlechtes Papier eingewickelt zu sein. In 
solchen Sendungen leisten südamerilanische und 
insbesondere afrrkanische Exporteure wahrhaft 
Erstannliches. Mitunter lässt sich aus der 
mangelhaften Beschaffenheit auf den Ort der 
Herkunft schließen, und da die Maller häufig 
das Ursprungsland einer neuen Drogne ver- 
heimlichen, um vor eventueller Konlurrenz 
sich zu schützen, so wird man bei der Bestim- 
mung der Droguen häufig nur von der äußeren 
Beschaffenheit der Sendung geleitet.“ 
Der Vortragende wies sodann aus die 
Verfälschungen der Waare hin, welche ebenfalls 
der Marktgängigleit großen Eintrag thun. Er 
wies als Beispiel ein Stück Guttapercha vor, 
welches cinen pfundschweren Stein enthielt.5) 
„Ist es sicherlich erfreulich, so schloß der 
Redner semen Vortrag, „daß sich so viele 
Länder der Kultur erschließen und Plantagen 
u. s. w. zur Kultivirung von Nutzprodukten 
und Arzneipflanzen angelegt werden, so läßt 
es sich nicht leugnen, daß in manchen Medizinal 
droguen jetzt eine Ueberproduktion herrscht, die 
den Kolonisten bestimmen muß, erst sehr reiflich 
zu überlegen, bevor er sich dem Anbau gewisser 
Produkte hingiebt. Es ist nichts weiter nöthig, 
als Ihnen die Chinarinden Kultivirung zu er 
wähnen, um Sie daran zu erinnern, wie eine 
Ueberproduktion in einzelnen Droguen herrscht. 
* Vergl. die Verordnung vom 3. September 
(„Deutsches Kolonialblatt“ S. 269), betressend 
ven Aamtschnthandel in Ost-Afrila, sowie diejenige 
7. Februar („Deutsches Kolonialblatt" 
vom 7. 
S. 31), belressend ber- Handel mit Palmkernen in 
Togo. 
  
Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich die An- 
lage von Cinchona-Pflanzungen nicht mehr 
lohnt, da bei dem jetzigen Preis der Rinden 
von Gewinn keine Rede mehr sein kann. Es 
ist dies die Folge eines Fehlers, in den Plau- 
tagenbesitzer zu häufig fallen, daß sie in ihren 
Kalkulationen die Fluktnationen des Marktes 
völlig außer Acht lassen und nicht bedenten, 
daß eine erhöhte Zufuhr von Waaren den 
Preis hinunterdrücken muß und daß bei einem 
niedrigen Preise der Anbau einer Pflanze sich 
nicht mehr bezahlt macht." 
Aus Damara--Land. 
In Folge der Kriegszüge Witbois gegen 
die Hereros ist im verflossenen Jahre Otji- 
kango von den Hereros geräumt worden und 
sind dort nur noch Sklavpen der Hereros ge- 
blieben. Sceis ist vollständig verlassen worden. 
Im Interesse der Niederlassung deutscher 
Ansiedler ist ein Zurückweichen der Hereros 
innerhalb gewisser Grenzen nicht zu bellagen. 
Wie schwierig es für den vereinzelten Ansiedler 
isl, unter ihnen unbehelligt zu leben, beweist 
der Versuch des Kolonisten Körner in Usakus, 
den sic durch sortgesetztes Erbetteln von Ge- 
schenten und Diebstähle an fahrender Habe 
und Vieh gezwungen haben, nach Tsaobis zu 
ziehen, um sich dort unter den Schutz der 
Truppe zu begeben. 
Die murückweichenden Hereros haben seit 
dem Juni v. J. die Gegend von Waterberg 
stark besetzt, ebenso wie die Gegend von dort 
bis Grootsontain. Sie haben die dort an- 
sässigen Buschleute und Bergdamara theils ge- 
tödtet, theils vertrieben. 
Die dortigen Wasser= und Bodenverhält- 
nisse sind für Viehzucht ebenso günstig, wie in 
dem zur Zeit von Eingeborenen nicht besetzten 
Windhoek, doch ist das Klima nicht so gesund. 
Die Temperatur der Quellen in Groß- 
Windhoek wird annähernd auf 70 bis 80“ 
geschätzt. Jedenfalls ist sie so hoch, daß Eier 
darin gekocht werden können. Genaucre Tem- 
peraturmessungen sind bisher nicht angestellt 
worden. Die eine warme QOuelle ist so stark, 
daß sie bei richtiger Behandlung im Stande 
wärc, eine Mühle zu treiben. Abgelühlt, kann 
das Wasser getrunken werden, schmeckt aber 
etwas nach Schwesel. 
Wasserbehälter und Brunnen lassen sich 
am Rande des Flußbetts leicht anlegen. In 
Klein-Windhoek sind drei warme Quellen, in
	        
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