— 246 —
haben und glauben Genüge gethan zu haben,
wenn die betreffende Drogue in irgend einer
Verfassung zur Versendung lommt.
Ties ist umsomehr zu bedauern, als in
dieser Weise besonders häufig neue Drognen
in einer solchen Verfassung hier anlangen,
daß sie zu chemischen und physiologischen
Arbeiten völlig untanglich sind, während gar
manche werthvolle Bereicherung unseres Arzuei.
schatzes stattfinden könnte, wenn der Sammler
irgend eines bei Eingeborenen hochangesehenen
Heilmittels mit etwas mehr Sorgfalt und
Sachkenntniß zu Werke ginge. Häufig hatte
ich Gelegenheit, Kisten auspacken zu sehen, die
von sernen Ländern kamen und interessante
Neuheiten enthalten sollten. Ließ schon die
schlechte Beschaffenheit der äußeren Verpackung
Verdacht aufkommen, so ist man völlig ent
täuscht, wenn der Inhalt aus lauter Moder
und Schimmel besieht. Verschiedene Drognen
waren eben wie Kraut und Rüben in frischem
Zuslande in die Kiste verpackt, ohne vorher
getrocknet oder überhaupt mehr als in Blätter
oder schlechtes Papier eingewickelt zu sein. In
solchen Sendungen leisten südamerilanische und
insbesondere afrrkanische Exporteure wahrhaft
Erstannliches. Mitunter lässt sich aus der
mangelhaften Beschaffenheit auf den Ort der
Herkunft schließen, und da die Maller häufig
das Ursprungsland einer neuen Drogne ver-
heimlichen, um vor eventueller Konlurrenz
sich zu schützen, so wird man bei der Bestim-
mung der Droguen häufig nur von der äußeren
Beschaffenheit der Sendung geleitet.“
Der Vortragende wies sodann aus die
Verfälschungen der Waare hin, welche ebenfalls
der Marktgängigleit großen Eintrag thun. Er
wies als Beispiel ein Stück Guttapercha vor,
welches cinen pfundschweren Stein enthielt.5)
„Ist es sicherlich erfreulich, so schloß der
Redner semen Vortrag, „daß sich so viele
Länder der Kultur erschließen und Plantagen
u. s. w. zur Kultivirung von Nutzprodukten
und Arzneipflanzen angelegt werden, so läßt
es sich nicht leugnen, daß in manchen Medizinal
droguen jetzt eine Ueberproduktion herrscht, die
den Kolonisten bestimmen muß, erst sehr reiflich
zu überlegen, bevor er sich dem Anbau gewisser
Produkte hingiebt. Es ist nichts weiter nöthig,
als Ihnen die Chinarinden Kultivirung zu er
wähnen, um Sie daran zu erinnern, wie eine
Ueberproduktion in einzelnen Droguen herrscht.
* Vergl. die Verordnung vom 3. September
(„Deutsches Kolonialblatt“ S. 269), betressend
ven Aamtschnthandel in Ost-Afrila, sowie diejenige
7. Februar („Deutsches Kolonialblatt"
vom 7.
S. 31), belressend ber- Handel mit Palmkernen in
Togo.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich die An-
lage von Cinchona-Pflanzungen nicht mehr
lohnt, da bei dem jetzigen Preis der Rinden
von Gewinn keine Rede mehr sein kann. Es
ist dies die Folge eines Fehlers, in den Plau-
tagenbesitzer zu häufig fallen, daß sie in ihren
Kalkulationen die Fluktnationen des Marktes
völlig außer Acht lassen und nicht bedenten,
daß eine erhöhte Zufuhr von Waaren den
Preis hinunterdrücken muß und daß bei einem
niedrigen Preise der Anbau einer Pflanze sich
nicht mehr bezahlt macht."
Aus Damara--Land.
In Folge der Kriegszüge Witbois gegen
die Hereros ist im verflossenen Jahre Otji-
kango von den Hereros geräumt worden und
sind dort nur noch Sklavpen der Hereros ge-
blieben. Sceis ist vollständig verlassen worden.
Im Interesse der Niederlassung deutscher
Ansiedler ist ein Zurückweichen der Hereros
innerhalb gewisser Grenzen nicht zu bellagen.
Wie schwierig es für den vereinzelten Ansiedler
isl, unter ihnen unbehelligt zu leben, beweist
der Versuch des Kolonisten Körner in Usakus,
den sic durch sortgesetztes Erbetteln von Ge-
schenten und Diebstähle an fahrender Habe
und Vieh gezwungen haben, nach Tsaobis zu
ziehen, um sich dort unter den Schutz der
Truppe zu begeben.
Die murückweichenden Hereros haben seit
dem Juni v. J. die Gegend von Waterberg
stark besetzt, ebenso wie die Gegend von dort
bis Grootsontain. Sie haben die dort an-
sässigen Buschleute und Bergdamara theils ge-
tödtet, theils vertrieben.
Die dortigen Wasser= und Bodenverhält-
nisse sind für Viehzucht ebenso günstig, wie in
dem zur Zeit von Eingeborenen nicht besetzten
Windhoek, doch ist das Klima nicht so gesund.
Die Temperatur der Quellen in Groß-
Windhoek wird annähernd auf 70 bis 80“
geschätzt. Jedenfalls ist sie so hoch, daß Eier
darin gekocht werden können. Genaucre Tem-
peraturmessungen sind bisher nicht angestellt
worden. Die eine warme QOuelle ist so stark,
daß sie bei richtiger Behandlung im Stande
wärc, eine Mühle zu treiben. Abgelühlt, kann
das Wasser getrunken werden, schmeckt aber
etwas nach Schwesel.
Wasserbehälter und Brunnen lassen sich
am Rande des Flußbetts leicht anlegen. In
Klein-Windhoek sind drei warme Quellen, in