Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

und 1 Dschagga weiter nach oben zu auf. 
Wir marschirten dem Kimawenzi zu und be- 
stiegen denselben von der Südwestseite. Etwa 
200 bis 300 m von der Spitzee verließen mich 
die Kräfte derart, daß ich nicht weiter mar- 
schiren konnte. Ich hatte in der Minnte 
85 Athemzüge und 128 Pulsschläge. Es schneite 
etwas. Nur noch Strohblumen, einige wenige 
ganz kleine Nadelhölzer und unter den Fels- 
blöcken lleine weiße Blumen waren vorhanden. 
Der Schnee war tief unter uns. In dieser 
jedenfalls 6000 m übersteigenden Höhe waren 
die Spuren von Antilopen und einer Blüffel- 
art in großer Menge vorhanden. Nachdem 
ich den Schwarzen den Schnee gezeigt, ihnen 
zu kosten gegeben und über einem kleinen 
Feuer hatte schmelzen lassen, ging ich zurück. 
Die Dschagga behaupten, ein verzaubertes 
Wesen sei auf dem Berg, Jeder, der bis an den 
Schnee käme, müsse sterben. Von hier aus 
marschirte ich zum neuen Lager am Fluß 
1¼ Stunde lang. Ich hatte meine Leute in 
der Nähe des alten Lagers das neue Lager 
aufschlagen lassen. Hier war eine Temperatur 
von etwa 97 C., die in der Nacht weit unter 
Null hinabsank. Das Thermometer zeigte 
Morgens 4° C. Kälte. Von diesem Lager 
aus marschirte ich am 1. März in 8 Stunden 
bis zur Kilimandscharo-Station, woselbst ich die 
mitgebrachten Probepflanzen pflanzen lies. 
Hier kann sich Jeder ein Klima aussuchen, 
wie es ihm am besten zusagt. In Höhe von 
1530 m beträgt die Durchschnittslemperatur 
ekwa 20° C. (16°% R.) Bei 5000 m Höhe 
ist die Durchschnittstemperatur nach meiner 
Schätzung etwa 10° C. (8° R.) Ueberall ist 
Wasser in Hülle und Fülle. Leider waren 
keine Instrumente außer einem Thermomeler 
zur Stelle, so daß Messungen nicht ausgeführt 
werden konnten. 
Pater August Schynse. 
Ueber den Lebenslauf des um die Mission 
und die Erforschung Afrikas hochverdienten 
Paters August Schynse, dessen Tod in 
Nummer 3 des Kolonialblattes gemeldet 
worden ist, enlnehmen wir der Zeitschrift des 
Afrika-Vereins deutscher Katholiken nach- 
stehende Mittheilungen: 
Pater Schynse wurde am 21. Juni 1857 
zu Wallhausen bei Kreuznach geboren. Er be- 
suchte die Gymnasien zu Kreuznach und Trier 
und begann nach vorzüglich bestandener Ab- 
gangsprüfung auf der Universität Bonn seine 
philosophischen und theologischen Studien. Im 
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Herbste des Jahres 1879 krat er dann in das 
Priesterseminar zu Speyer. 
Am 22. August 1880 empfing er zu 
Speyer die Priesterweihe. Zunächst in der 
Pfarrei Spabrücken thätig, nahm er später die 
Stelle eines Hausgeistlichen bei dem Baron 
v. Geyr zu Haus Caen bei Geldern an. In 
der Stille des einsam gelegenen Gutes Caen 
erstarkte in dem jungen Priester die früh ge- 
faßte Neigung zum Missionsleben mehr und 
mehr. Er entschied sich für die Genossenschaft 
der algerischen Missionare und trat am 14. No- 
vember die Reise nach Algier an. 
Am 2. Oktober 1882 empfing Pater 
Schynse nach vorausgegangenen geistlichen 
Uebungen das Missionskleid und im August 
1883 legte er das Missionsgelöbniß ab; er 
war der erste deutsche Priester, der in die 
Genossenschaft eingetreten ist. Darauf reiste er 
zu Missionszwecken in Oesterreich und Holland 
und war im Jahre 1884 in den apostolischen 
Schulen zu Lille und zu Woluwe bei Brüssel 
thätig. Im Juni 1885 erhielt er die Er- 
laubniß, sich der unter Leilung des Pater 
Dupont nach dem Kongo abgchenden ersten 
Missionsexpedition anzuschließen, und schiffte sich 
mit seinen zwei Mitbrüdern in Lissabon nach 
dem Kongo ein. 
Nach Mühen und Beschwerden der ver- 
schiedensten Art konnten die Missionare endlich 
am 1. Mai 1886 das erste Kreuz zu Bungana 
au der Kassaimündung errichten. Sein von 
Herrn Kanonikus Hespers verössentlichtes 
Tagebuch „Zwei Jahre am Kongo“ giebt 
einen kleinen Einblick in seine dortige erfolg- 
reiche Thätigkeit. Durch eine seitens des Papstes 
vorgenommene Vertheilung der Missionsbezirke 
sielen Bungana und sein Gebiet den belgischen 
Missionaren zu, die Missionare des Kardinals 
Lavigerie verliesen infolge dessen den liebge- 
wonnenen Ort ihrer Thätigkeit. 
Nachdem Pater Schynse darauf ein Jahr 
lang als Lehrer der Mathematik am kleinen 
Seminar zu St. Eugen gewirkt hatte, erhielt 
er die Weisung, sich mit der nächstabgehenden 
Missionskarawane nach Ostafrika einzuschissen. 
Am 18. Juli 1888 reiste er mit mehreren 
Mitgliedern seiner Genossenschaft und drei 
schwarzen Aerzten, die in Malta ihre medizi- 
nischen Studien gemacht, unter Leitung des 
Bischofs Bridoux, seines früheren Superiors 
aus dem Noviziate und späteren Generaloberen, 
nach Sansibar ab. Große Gefahren drohlen 
der Karawane infolge des damals ausge- 
brochenen Aufstandes der Araber und Neger, 
doch glücklich erreichte sie Kipalapala bei Tabora. 
Hier blieb Schynse vorläufig, obgleich der 
Häuptling Sike und die Araber den Missio-
	        
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