Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Anlage. 
Zur Herleitung der geographischen Länge von 
Benia om mittleren Sanga sind mir drei Fascikel 
Originalbeobachtungen übergeben worden. Die 
Veobachtungen sind in der Zeit vom 4. Jannar 
ki 14. März 1892 von Herrn de Brazza aus- 
geführt worden. Zwei Beobachtungsreihen bestehen 
aus Mondkulminationen, die dritte aus Mondhöhen. 
Di eine Reihe der Mondkulminationen ist von vorn- 
terein von der Bearbeitung auszuschließen, da sie 
b# Vermerk „observations douteuses“ trägt. Eine 
Pnauere Durchsicht der Beobachtungen ergab, daß 
de beobachteten Mondkulminationen sich nicht kurzer 
Hand reduziren lassen. Nördlich und südlich von 
ker Station war je ein Signal errichtet worden, 
des als Mire diente. Das Azimuth dieser Miren 
mabhängig von der Beobachtung der Mond- 
wulminationen bestimmt. Bei der Beobachtung des 
Vodes wurden nicht unmittelbare Beobachtungen 
zu Ermittlung des Azimuthes des Instrumentes 
mngesiellt, sondern dieses Azimuth immer auf die 
Miren bezogen. Direlte Bestimmungen der Kolli- 
nation des Instrumentes scheinen zu fehlen. Die 
Herleitung einer sicheren Länge aus diesen Mond- 
keobachtungen hätte vorher eine eingehende Diskussion 
köunietenmne der Miren erfordert. Hierzu 
lm noch, doß über die Konstruktion des zu den 
ierbochlunge benußten Gambeyschen Universal- 
instrumentes und über die Art der Ablesung der 
NMideaus nähere Angoben nicht zu erhalten waren. 
Eine Bearbeitung dieser Beobachtungen würde auf 
Schwierigkeiten gestoßen sein, deren Ueberwindung 
zum mindesten einen erheblichen Zeitaufwand erfordert 
chätte, so daß auch von dieser zweiten, als gut be- 
zeichneten Serie von Mondkulminationen abgesehen 
werden mußte. 
Die dritte Beobachtungsreihe betrifft Wondhöhen, 
essen in Verbindung mit Jupiterhöhen. Die 
Methode der Mondhöhen ist für niebere Breiten 
zur Bestimmung der Länge eine sehr zu empfehlende. 
hg# Verhältnisse bei den hier in Frage kommenden 
Beobachtungen sind noch besonders günslige.= Mond 
  
  
und Jupiter hatten einen gegenseitigen Abstand von 
nur wenigen Graden; ihre Durchgangszeiten durch 
das nämliche Almukantarat waren im ungünstigsten 
Falle nur um 2½ 34" von einander verschieden. Es 
war daher möglich, Mond und Jupiter unmittelbar 
hintereinander bei unveränderter Einstellung des 
Instrumentes in Höhe zu beobachten, indem nur 
kleine Drehungen im Azimuth auszuführen waren. 
Die Instrumentalfehler und etwaige kleine Fehler in 
der gemessenen Höhe üben nur sehr geringen Einfluß 
aus. Eine Kenntniß des Uhrganges ist nicht er- 
forderlich, da die Zwischenzeit als verschwindend 
angesehen werden kann und jeder Beobachtungssaß 
ein unabhängiges Resultat liefert. Die Kleinheit 
der Zwischenzeit läßt es auch als sehr wahrscheinlich 
erscheinen, daß zwischen der Beobachtung von Mond 
und Jupiter keine Veränderungen in der Aufstellung 
des Instrumentes stattgesunden haben; ein ziffern- 
mäßiger Nachweis ist in dieser Hinsicht nicht zu 
führen, da in jeder Fernrohrlage das Nivean nur 
einmal abgelesen worden ist, häufig sogar nur das 
eine Ende der Blase. Da über die Art der Niveau- 
ablesung nichts bekannt ist, auch Zweisel über den 
anzuwendenden Werth eines Niveautheils bestehen, 
habe ich die Niveauablesungen nicht berücksichtigt. 
Die einzelnen Kreisablesungen können dadurch eiwa 
auf 57“ unsicher werden; diese Größe kommt bei dem 
differentiellen Charakter der Beobachtungen nicht in 
Betracht; die einzelnen Resultate werden dadurch 
noch nicht um 0/.1 geändert. 
Das Fadenkreuz enthielt 7 vertikale und 7 horizon- 
tale Fäden; Mond und Jupiter wurden an den 
beiden äusiersten und dem mittelsten Horizontalfaden 
beobachtet. Zur Rechnung wurde das Mittel aus 
diesen drei Durchgangszeiten verwendet, nachdem die 
Zahlen auf etwaige grobe Schreibfehler geprüft 
worden waren. Von Jupiter wurden Bisektionen 
beobachtet; Beobachtungen der einzelnen Nänder sind 
versucht worden, haben sich aber wahrscheinlich wegen 
der Kürze der Zwischenzeit als unpraktisch erwiesen. 
Dle allerersten Beobachtungen habe ich von der
	        
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